Hain, Stephan

Pianofabrik in Krefeld, 1892 (1894) – 1972

Ist die Firma wirklich 1894 oder schon 1892 gegründet? Ein Bericht von 1942 besagt, daß die Firma ihr 50jähriges Bestehen beging, von Feierlichkeiten wurde der Zeit entsprechend abgesehen. Also doch 1892, in dem Jahr, in welcher auch die Firma „Ludwig Hupfeld“, Leipzig, gegründet wurde. – Und was wären die besten Instrumente ohne Musiker und Sänger?
Richard Tauber wurde 1892 geboren, der bekannte österreichische Tenor, der führende Mozarttenor an der Dresdner Staatsoper, Franz Lehár schrieb für ihn Paganini und Das Land des Lächelns.
Stephan Hain, er wurde in Meisenheim in Oberfranken geboren, gründete im Alter von 27 Jahren die Firma. Zunächst mit nur drei Arbeitern, die „Billig-Klaviere“ ab Werk anboten.

Im Handelsregister wurde im Juli 1901 eingetragen „… die Firma Stephan Hain mit dem Sitze in Krefeld und als Inhaber der Pianofortefabrikant Stephan Hain zu Krefeld.

Musikinstrumente auf der Düsseldorfer Industrie-Kunst- und Gewerbe-Ausstellung 1902 wurden beschrieben: „Die Firma Stephan Hain – Krefeld-Duisburg bringt ein Pianino in Ebenholzimitation in hergebrachter Form und ein ebensolches in Ahorn-Gehäuse, grau-grün, mit geschnitzten Reliefrosen in der Mittelfüllung und einem Aufsatz mit geschnitzten Lilien. Der Versuch zu modernisiren giebt sich namentlich in einem Pianino kund, das im Mittelfelde das Bild einer römischen Flötenspielerin, und in einem Pianino, das an gleicher Stelle das Bild einer Harfenspielerin (beide Bilder im Jugendstyle) aufweist. Letztere Ausstattung darf man ja als Geschmacksache bezeichnen. Die Tonqualität der besprochenen und noch dreier anderer Instrumente ist recht lobenswerth“.
Ende 1903 verließ das 2.000 Klavier die Pianofabrik. Rückblickend gab die Firma bekannt, daß sie 1894 gegründet wurde, und – „… vergrößerte sich dann aber von Jahr zu Jahr und beschäftigt heute über 60 Mann. Die jährliche Produktion beläuft sich jetzt auf ca. 600 Klaviere. Anläßlich der Fertigstellung des 2000. Instrumentes gab die Firma ihren Arbeitern ein Fest in der Königsburg, das durch Theater- und musikalische Aufführungen, sowie ernste und heitere Ansprachen verschönert wurde“.

Hain1907
Hain1907

Der Kaufmann Heinrich Lagelée wurde 1908 alleiniger Inhaber.
1908 errichtete der „Pianofabrikant Herr Stephan Hain … auf dem Ostwall 89 ein Pianomagazin …, das sich durch vornehme Aufmachung auszeichnet und Raum für 120 Pianos bietet. Erstklassige Firmen wie Ibach, Schiedmayer, Ritmüller, Seiler usw. sind vertreten. Außerdem ist ein Saal von ca. 100 m² für Konzert- und Vortragszwecke geschaffen, während sich im Hinterhaus zwei geräumige Werkstätten für Reparaturen und Neufabrikation von Pianos nach besonderen Modellen befinden. Wie man hört, will Hain Söhne von Fabrikanten oder Händlern als praktische Klaviermacher speziell ausbilden und gewährt solchen jungen Leuten im eigenen geräumigen Hause auch volle Pension“.
Noch im gleichen Jahr aber trat der Kaufmann Heinrich Lagelée wieder aus der Firma aus. Inhaber wurde wieder, so die handelsgerichtliche Eintragung vom April 1909 „Klaviermacher Stephan Hain in Crefeld eingetragen … „.

Hain 1910
Hain 1910

Die Firma Stephan Hain, Ostwall 91, hat 1916 „die früher von ihr innegehabte Pianofabrik Hagerweg 19 wieder erworben und dorthin die Fabrikation von Pianos verlegt, die sie jetzt in bedeutend vergrößertem Maße aufgenommen hat. Der alleinige Inhaber der Firma ist der in Fachkreisen bekannte Pianofabrikant Stephan Hain“.

Hain 1914
Hain 1914

Ein Katalog der Pianofortefabrik zeigt 1924, daß „vier Pianino- und zwei Flügelmodelle, sowie ein Einbaupiano in stilgerechtem, modernem Gehäuse“ gefertigt wurden.
1927 wurde die Redaktion der „Zeitschrift für Instrumentenbau“ gebeten, folgende Mitteilung zu veröffentlichen: „… bittet uns die Pianofortefabrik Stephan Hain in Krefeld mitzuteilen, daß Herr Heinrich Lagelée seit 1908 aus ihrer Firma ausgetreten ist und seit dieser Zeit, also fast seit 20 Jahren, keine geschäftlichen Beziehungen zu ihm bestehen“.
„Fabrikverkaufsstellen“ eröffnete die Pianofabrik Stefan Hain 1928 in Dortmund, in Nürnberg und ein Jahr später in Kassel, im Pianohaus Friedrich Meister, mit Verkauf von Pianos und Flügeln.
Wann wurde die Firma gegründet? Das Gründungsjahr hat sicher nichts mit dem Berufsjubiläum des Seniorchefs, Herrn Stephan Hain, zu tun. Sein 50jähriges Berufsjubiläum feierte er 1930.

„… die Fertigstellung ihres 20.000 Instrumentes konnte die Pianofortefabrik Stephan Hain (1942) begehen“.
Nach dem Zweiten Weltkrieg befand sich die Pianofabrik auf dem Hagerweg 37-39.
Insgesamt ist anzunehmen, dass ca. 30.000 Instrumente hergestellt wurden; an Auszeichnungen erhielt die Firma eine Goldmedaille (1911) und weitere hohe Anerkennung.
Stephan Hain stirbt im 93. Lebensjahr, im Jahre 1958.