May, Bernhard, vorm. L. Mörs & Co.,

Pianofortefabrik, Berlin, 1937 – 1989

Am 25. Januar 1931 kaufte Bernhard May die Firma Mörs der Witwe Frau Mörs ab. Der Firmenname wurde in „Bernhard May vormals L. Mörs & Co.“ umgeändert“.

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Bernhard May „erwirbt in dieser Zeit fast 50 (!) weitere Firmen, die bekanntesten waren Bogs & Voigt (nach 1939), Adolf Lehmann (nach 1932), Steinberg (nach 1938), R. Barthol (Okt. 1935), Lenz (nach 1935), Albert Otto Hartmann (nach 1932), alle Berlin, und Gustav Fiedler in Leipzig (1935)“. H. Henkel

 

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„Im zweiten Weltkrieg wurde die Firma ausgebombt. Der Wiederaufbau ging jedoch relativ schnell vonstatten, da der Betrieb hundertprozentig auf den Export ausgerichtet war und somit als Devisenbringer in manchen Angelegenheiten eine Bevorzugung erfuhr. Das Kriegsende hatte einen völligen Produktionsstopp zur Folge. Die noch vorhandenen Facharbeiter wurden mit Klavierreparaturen beschäftigt. Anfang des Jahres 1949 setzte wieder eine bescheidene Produktion ein, die dann der Nachfrage entsprechend ausgeweitet wurde. …
Im Oktober 1953 kaufte Bernhard May ein großes Grundstück in Maybachufer 40 -42. …

Am 16. Mai 1956, 61-jährig, verstarb der Alleininhaber Bernhard May. …

Seine Gattin, Elfriede May, leitete die Firma bis zur Umwandlung in eine KG am 5. Januar 1963. … In der Firma tätig sind nur Horst und Helmut May. … Seit Anfang 1964 werden, aus akutem Facharbeitermangel, Frauen beschäftigt Es sollen in allen Bereichen, wo nur irgend möglich, Frauen beschäftigt werden, um der großen Nachfrage nach May-Pianos gerecht werden zu können.
Der Absatz der Instrumente erfolgt zu 75% ins Bundesgebiet. 15% werden exportiert. Die restlichen 10% werden in Berlin verkauft. Die Entwicklung der aus der Firma Mörs hervorgegangenen Flügel- und Klavierfabrik wird in Fachkreisen der Produktion, des Handels und der freischaffenden Klavierbaumeister mit echter Bewunderung verfolgt. Als einer der wenigen noch verbliebenen Berliner Klavierbaubetriebe hat er bewiesen, dass Mut und Initiative zu einem organischen Wachstum eines Unternehmens auch unter den erschwerten Berliner Verhältnissen, führen kann. In Horst May hat die Pianofortefabrik einen jungen aufgeschlossenen Fabrikanten, der die Zeichen der Zeit im Klavierbau versteht, ein Klavier hoher Qualität zu einem angemessenen Preis zu liefern. Er hatte auch den Mut, zu einer völligen Neukonstruktion eines Klaviermodells durch einen der namhaften deutschen Konstrukteure, für einen Betrieb dieser Größenordnung eine besonders verdienstvolle Leistung. …

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Die Flügel- und Pianofabrik Bernhard May bringt im Jubiläumsjahr der zu ihr gehörenden Marke L. Mörs & Co., erstmals auf dem Markt, ein neues, von Klavierbaumeister Klaus Fenner (Bad Hersfeld) konstruiertes Klaviermodell heraus. Es ist das May-Piano Modell 108X mit folgenden bemerkenswerten Daten: Höhe 1,08 m. Breite 1,38 m, Tiefe 0,52 m, Tonumfang 7 1/4 Oktaven. Wie Klavierfabrikant Horst May mitteilt, bringt das Klavier alle Voraussetzungen mit, um auf dem Klaviermarkt zu einem Bestseller zu werden. Die Abmessungen des neuen Instrumentes seien derart klein gehalten, dass schon darin ein Vorteil für den Klaviermarkt zu sehen sei. Der Ton des Modells 108X wird als sehr klar und sehr modulationsfähig bezeichnet.

Der Preis von unter DM 3200,-, in Nußbaum oder Rüster satiniert, stelle eine echte Sensation dar“. (EP)

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„In der deutschen Klavierbranche hat sich eine Zusammenarbeit zwischen Schimmel und May ergeben. Damit kooperieren zwei Unternehmen, die sich gegenseitig in vielfacher Weise ergänzen. Ihre gemeinsame Produktion wird 1971 bei ca. 8000 Instrumenten liegen. Das entspricht etwa einem Drittel der gesamten in der Bundesrepublik hergestellten Flügel und Pianos. … An dem Produktionsprogramm beider Firmen wird sich nichts ändern, da sich die Modelle ergänzen und beide Firmen damit die ganze Breite des Preisspektrums vom preiswerten Kleinklavier bis zum kostbaren Einzelstück in der teureren Preisklasse anbieten. … Im Export kann Schimmel über seine Organisation für die May-Produkte zusätzliche Absatzmöglichkeiten erschließen, wenn auch der Schwerpunkt des Absatzes von May-Klavieren in der Bundesrepublik verbleiben wird“. (EP)
1971 wurde das 50.000 Instrument bei May-Berlin festlich begangen.

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„Erstmals seit einer ganzen Reihe von Jahren konnte 1977 die Produktion nicht mehr erhöht werden“.
Trotzdem kündigte May für 1978 die Errichtung einer modernen Produktionsstätte auf der Haynauer Straße in Berlin-Lankwitz an, die Einweihung im folgenden Jahr geplant wurde“. (EP)

1985, BDK-Generalversammlung in Königslutter. Den BDK-Vorsitz legte Günter Weingärtner ab, den neuen Vorsitz übernahm Horst May – bis 1989. – „Horst May, Jahrgang 1933, erlernte das Klavierbau-Handwerk im väterlichen Betrieb und arbeitete dann ein Jahr in einer schwedischen Klavierfabrik. Es folgte ein einjähriger Aufenthalt in den USA, wo er teils in Klavierfabriken tätig war, teils an der Universität Vorlesungen über Betriebswirtschaft hörte. Finanziert wurde der Aufenthalt durch ein Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung. … Horst May ist seit 1971 geschäftsführender Gesellschafter der May-Pianofortefabrik GmbH. … Dem Trend zum großvolumigeren Instrument trägt der Berliner Pianofortehersteller May mit einem Piano in der Bauhöhe 115 cm Rechnung“. (EP)

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1 – Horst May

Besonderheiten:
Das Namenszeichen May ist im Klavierdeckel innen auf der rechten Seite zu sehen.
Bei den May-Pianos befindet sich in der Gußplatte kein Wappen. –

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Betriebsbesichtigung 1988 bei May: „Die Rastenkonstruktionen sind Eigenentwicklungen, teilweise in Zusammenarbeit mit Klavierbaumeister Klaus Fenner. … May fertigt drei Rastenmaße: 104 cm, 110 cm und 118 cm. Gerade wegen der kleinen Ausmaße legt May besonders großen Wert auf eine sorgfältige Herstellung der Rasten. … Die Resonanzböden liefern die Firmen Schwaiger und Struntz. … Die Klaviaturen der Modelle 110 und 118 kommen von Schimmel, während Herrburger Brooks die Klaviaturen für die 104er Modelle liefert. Es wird grundsätzlich die Renner-Mechanik eingebaut“. (EP)
Der Firmenchef Horst May teilte mit, die Produktion von May-Klavieren Ende 1989 einzustellen. „Die Gründe liegen in einer verschärften Kostensituation angesichts eines Marktes, der Preiserhöhungen kaum noch zulässt. Die modernen und großzügig ausgestatteten Fertigungsräume, die anlässlich der letzten BDK-Tagung im Mai 1988 von den Verbandsmitgliedern besichtigt werden konnten, werden nur noch für den Einbau neuer „Innenleben“ in schöne alte Gehäuse eingesetzt werden. Die modernen Verkaufsräume sollen intensiver genutzt werden“. (EP)
Nachdem die Produktion zum Jahresende 1989 in Berlin eingestellt wurde erschien zur Messe 1990 ein neues Instrument in den Braunschweiger Produktionsstätten von Schimmel.
„Darüber hinaus wird Schimmel auch die Wiederherstellung alter Klaviere als neue Dienstleistung für den Fachhandel übernehmen, wobei man auf die entsprechenden Erfahrungen von May zurückgreifen will. Dort wurden unter der Federführung von Horst May in den vergangenen Jahren über sechshundert alte Klaviere mit neuen Klangkörpern und Spielwerken ausgerüstet und zumeist auch äußerlich aufgearbeitet. In Berlin wird das Haus noch bis Ende Dezember dieses Jahres die Verkaufsaktivitäten für die Berliner Privatkundschaft aufrechterhalten. Dabei ist selbstverständlich, dass die May GmbH die Gewährleistungsansprüche für alle auch in diesem Jahr an Privatkunden schon verkauften und noch zu verkaufenden Klaviere in der üblichen Weise für die Dauer von fünf Jahren aufrechterhält. Der dazu notwendige Service wird vor Ort von Helmut May fortgeführt“. (EP)
Bis zum Ende der Firma in Berlin wurden ca. 74.900 Instrumente hergestellt.

Quellen:
EP – Magazin Europiano
Vielen Dank an:
1 – Europiano 1985/3, S. 70
2 – Klavierhaus Rhein-Ruhr, Marco Beer, Essen
3 – Instrumente Ladach, Wuppertal