Dieter's Klavierseiten

Datenarchiv des Klavierbaus

Goetze, Carl

Pianofortefabrik in Berlin, 1866 – 1921

Goetze, Carl wurde am 12. Mai 1837 als Sohn des Opernsängers und ersten Tenoristen Friedrich Wilhelm Goetze in Halle/Saale geboren.
„Die musikalische Umgebung, in der er aufwuchs, und der Hang und die Liebe zur Musik wurden bestimmend für seinen Lebensberuf.“
Er studierte in Berlin Musik und wurde Schüler von Hans von Bülow. Mit 25 Jahren siedelte er nach St. Petersburg über, wo „sich damals für aufstrebende Talente ein reiches Feld der Tätigkeit bot.“
Zunächst wirkte er als Klavierlehrer, beschäftigte sich aber eifrig mit „klavierbautechnischen Studien.“ Im Jahre 1866 gründete er in St. Petersburg eine Pianofortefabrik, „die sich infolge seiner Tüchtigkeit und seines unermüdlichen Fleißes und Dank der Solidität und Klangschönheit seiner Fabrikate zu einer der größten und angesehensten Rußlands entwickelte.“
Die Sehnsucht nach der Heimat veranlasste ihn im Jahre 1895 die Fabrik zu liquidieren und in Lankwitz bei Berlin „eine neue Pianofortefabrik zu gründen, während in St. Petersburg nur eine Niederlage seiner Klaviere unter seinem Namen bestehen blieb.“

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1897 berichtete die „Illustrirte Patent-Uebersicht“ (Patent-Nr. 90034):
„Carl Goetze in Südende b. Berlin vom 29. Oktober 1895
Flügel ohne Holzraste
Bei diesem Flügel ist der Holzkörper (Raste) fortgelassen und ein leichter gußeisener Rahmen zur Aufnahme des gesamten Saitenzuges benutzt. Die Seitenwandungen bestehen aus drei auf einander geleimten und entsprechend gebogenen dünnen Lagen aus Buchenholz und sind mit dem Eisenrahmen durch Schrauben verbunden. Durch diese Einrichtung des Flügels soll eine erhöhte Klangwirkung sowie Materialersparniß und Gewichtsminderung erziehlt werden.“

Die Nachfrage nach seinen Instrumenten wuchs ganz besonders auch im Ausland. Es gelang ihm kleinste Flügel nach eigenen System zu entwickeln, nämlich ohne Spreizen. Miniatur- Flügel wurden in den drei verschiedenen Längen gebaut: 1,38 m, 1, 50 m und 1, 64 m. „Jeder Fachmann weiß, was es zu bedeuten hat, wenn bei einem Flügel von nur 1,38 m Länge, wie dies bei dem kleinsten Goetze’schen Modell „Pygmy“ der Fall ist, die Gleichmäßigkeit der Skala besonders gerühmt wird. Die Teilung ist hier so ausgeklügelt worden, daß sich für die Baßsaiten noch immer eine Mensurlänge von 1,03 m ergibt. Der Baß steht daher – allerdings bei sehr starkem Bezuge – in einem guten Tonverhältnis zu der singenden Mittellage und dem geradezu brillanten Diskant. Auch die Übergänge – diese so gefürchtete Achillesferse großer wie kleiner Instrumente – sind überall vorzüglich geraten und äußerst geschickt intoniert.“

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Interessant ist, daß Goetze einige Jahre lang seine Instrumente mit amerikanischer Lackierung herstellte, die sich sehr gut bewährte. „Er gab sie aber wieder auf, weil die Fabrikation dadurch verteuert wurde und wohl auch die Beschaffung der nötigen Arbeitskräfte Schwierigkeiten machte. In erster Linie aber war es der Bau von Miniatur-Flügeln, der seinen Geist fortwährend beschäftigte.“
1905, Eintragung in das Berliner Handelregister: Firma C. Goetze, GmbH.
„Gegenstand des Unternehmens ist der Erwerb und der Betrieb des bisher von dem Gesellschafter Carl Götze unter der Firma C. Goetze zu Groß-Lichterfelde betriebenen Fabrikationsgeschäftes in Flügeln und Pianos.“
1910, Eintragung in das Berliner Handelregister: C. Goetze, GmbH wurde aufgelöst.
Herr C. Goetze wurde wieder alleiniger Inhaber und die Firma als oHG weitergeführt.
Außerdem „…soll der Betrieb noch erweitert werden, um der steigenden Nachfrage nach den Fabrikaten der Firma gerecht werden zu können.“
Nach langem Krankenlager starb er am 30. Dezember 1916 in Berlin-Lankwitz.