Dassel, August

Pianofortefabrik in Berlin, 1859 – 1929

Die „Musikpädagogischen Blätter“ und der Katalog der Berliner Gewerbe-Ausstellung von 1879 beschrieben Instrumente von August Dassel:
„Zu den Fabrikanten, welche es verstehen, ihren Instrumenten eine eigentümliche, sie von anderen unterscheidende Klangfarbe zu verleihen, gehört auch August Dassel, dessen Fabrikate mir von früher her als sehr gediegen bekannt sind. Es ist die erwähnte Eigenschaft immer ein Zeichen besonderer, gleichmässiger Sorgfalt, welche dem Bau der Instrumente gewidmet wird. Ich sah 5 Instrumente der genannten Firma, ein hohes, kreuzsaitiges Pianino in Renaissancestil von Rosen- und imitirtem Ebenholz, ein hohes Pianino von silbergrauem Ahorn und gleichfalls imitirtem Ebenholz, dessen Ausstattung einen ganz reizenden Eindruck gewährt und dessen Ton mir von allen am meisten zusagte, ein kreuzsaitiges in bulgarischem Nussbaumholz, ein Salon-Pianino und ein ganz kleines Piano, Pianet, das trotzdem einen vollen, angenehmen Ton entwickelt, sehr dauerhaft gebaut ist und nur 330 M kostet. So geschmackvoll das Instrument von Rosenholz ausgestattet ist, so übt die viele und etwas massive Holzarbeit einen nachtheiligen Einfluss auf den Ton aus.“

Dassel

 

Zur Ausstellung in Melbourne 1880 „bringt Dassel ein Pianino von entschieden anziehendem Aeusseren. Das Gehäuse zeigt sich von grünlich grauem Vogelaugen-Ahorn mit Schwarz ausgelegt. Die Beschreibung sagt: Ein Pianino in grauem Ahorngehäuse.“
„Am 1. Okt. 1881 wird Dassel Hoflieferant des Fürsten von Hohenzollern“. (Henkel)

 

Dassel

In Melbourne erhielt 1882 Dassel eine „zweite Auszeichnung“ auf ihr Instrument mit folgender Beschreibung:
„Dassel, Berlin, hat ein Klavier nach amerikanischem System, mit einem gusseisernen Skelettrahmen, hölzernen Stimmbohlen, aber mit einer Messingplatte, Agraffe usw. bedeckt. Das Instrument sieht trotz des Gehäuses gut aus, mit seinen geschnitzten Traversen, sieht ziemlich schwer aus. Der Ton ist tief, aber metallisch, und der Anschlag wird zweifellos seine Rauheit verlieren, wenn das Klavier einige Zeit gespielt wurde“.

Dassel war zur Colonial-Ausstellung 1883 in Amsterdam mit 3 Pianinos vertreten, und erhielt eine „Bronzene Medaille“ mit folgender Beschreibung:
„Eins ist in Nussbaum, kreuzsaitig und mit neuer Dämpfung versehen, die wir nicht gleich loben können. Zwar weicht sie von der früheren ab, aber ob sie darum besser ist, das wird die Zeit erst ausweisen; sie ist ziemlich komplicirt. Das Instrument an und für sich hat eine grosse und edle Tonfülle und angenehme Spielart. Das Pianino in schwarzem Kasten ist als Möbel sehr schön und die matt aufgelegte Bildhauerarbeit hebt sich sehr gut ab, nur schade, dass so viele Tasten hängen bleiben, so dass beinahe nicht darauf zu spielen ist. Von Dassel findet sich ferner noch ein Pianino in sogenanntem amerikanischem Vogelaugen-Ahorn. Dieses Klavier ist von sehr lobenswerther Arbeit und klingt auch gut mit Ausnahme der Uebergänge von der Mittellage nach dem Bass an, wo der Ton unegal ist“.

 

Dassel

„Am 16. Juni 1892 morgens entschlief ruhig, nach langem schwerem Leiden, der Hof- Piano – Fabrikant Herr August Dassel in Berlin, im 59. Lebensjahre, geb. 1832 in Tilsit. Die irdischen Ueberreste des Verblichenen wurden am Sonnabend den 18. Juni unter zahlreicher Theilnahme zur letzten Ruhe bestattet. Ehre dem Andenken dieses Fachgenossen“!
1892: „In das Firmenregister Berlin, wo selbst die Firma August Dassel mit dem Sitze zu Berlin vermerkt steht, ist … eingetragen:
Das Handelsgeschäft ist durch Erbgang auf die Dassel’schen Erben …“ – Es folgen Namen der nächsten Angehörigen, „welche dasselbe als offene Handelsgesellschaft unter unveränderter Firma fortführen.
1893: „Die Hof-Pianofortefabrik von August Dassel in Berlin, Köpenicker Str. 36, ist von Herrn August Dassel, dem Sohn des unlängst verstorbenen Begründers, in Gemeinschaft mit Herrn Carl Hanke übernommen worden. Das Geschäft wird in den alten Fabrikräumen unter unveränderter Firma in der alten soliden Weise fortgeführt“.

 

Dassel

Aus dem Katalog der Berliner Gewerbe-Ausstellung 1896:
„August Dassel, Inh.: R. Dassel und C. Hanke, Berlin SO., Köpenickerstr. 36. Pianofortefabrik. Hoflieferant Seiner Königl. Hoheit des Fürsten von Hohenzollern. Fabrikation von Pianos mit Dampfbetrieb. Export nach allen Welttheilen. Pianos in jeder gewünschten Ausstattung. Vielfach prämiirt. … 3 Pianos.“
Zur Berliner Gewerbe-Ausstellung 1896 sah man wieder 3 Pianos.

 

Dassel

1898 brachte Dassel „einen neuen illustrirten Katalog mit deutsch-französisch-englisch-spanisch-russischem Texte heraus, der in Lichtdruck 11 Pianino-Modelle von einfachster bis reichster Ausstattung, sowie 4 Innenansichten nach photographischen Originalaufnahmen wiedergiebt. Der Katalog ist, wie schon der fremdsprachige Text andeutet, in erster Linie für Export bestimmt“.

Nicht sehr sesshaft zeigte sich die Pianofortefabrik:
1899 von der Köpenicker Straße nach Engel-Ufer 4,
1904 vom Engelsufer 4, SO. nach Gitschinerstraße 61, S. 42,
1909 nach N. 4, Chausseestraße 54.

In die Firma trat 1905 der Kaufmann Franz Otto Richard Soldau zu Berlin als persönlich haftender Gesellschafter eingetreten ist.

Zur nächsten Musik-Fachausstellung in Berlin 1906 stelle die Firma wiederum nur drei Pianinos aus.

1919: „Die seit dem Jahre 1855 bestehende Pianofabrik von August Dassel in Berlin N 4, Chausseestraße. 54, ist in den Besitz der Firma Adolf Schlesinger, Berlin W 57, Göbenstr. 10, und des Klavierbauers Herrn Max Schröter in Hohenschönhausen übergegangen. Letztgenannter hat bei dem Gründer der Firma gelernt und war später mehrere Jahre als erster Ausarbeiter bei dem letzten Inhaber tätig. Die Firma wird in derselben Weise weitergeführt“.

Dassel
Adolf Schlesinger verlässt bereits, nach Henkel, im gleichen Jahr die Firma. Sie wird von Max Schröter weitergeführt.

Im Berliner Branchenverzeichnis ist der Name Dassel bis 1931 verzeichnet.
Seriennummer: 3.100 = 1870
Bis Firmenende wurden ca. 15.000 hergestellt.