Pianofabrik in Frankfurt/Oder, 1857 – 1936
Das große Frankfurt/Main mit zwei nennenswerten Pianofabriken und das kleine Frankfurt/Oder mit einer Pianofabrik.
Ernst Friedrich Gruß wird 1830 in Frankfurt /O. geboren. Er lernt Tischler und arbeitet dann in deutschen Klavierbauwerkstätten und bei Pape in Paris, betreibt dort ein Geschäft und gründet in Frankfurt/Oder die Firma am 1. April 1857, sie ist 1886 in Bahnhofstraße 24, seit mindestens 1899 in Bahnhofstraße 23-24“. (nach Henkel)
Bereits die Pariser Ausstellung 1867 zeigte Gruß ein Pianino.
Zur Wiener Ausstellung 1873 war wieder ein Pianino zu sehen, die Firma beschäftigte 10 Arbeiter.
Zur nächsten Wiener Ausstellung 1874: „Pianino im hohen Format, geradsaitig, der Kasten von Eichenholz antique geschnitzt“ (liever)
„Der Sohn Ernst arbeitet nach 3-jähriger Lehre beim Vater in ersten Fabriken Deutschlands, ist dann ein Jahr in der Londoner Filiale von Bechstein und danach in Italien, Afrika, Indien und Australien tätig“. (Henkel)
Der Klaviermacher Herrn Ernst Gruß jr. ist 1894 von seiner sechsjährigen Reise um die Welt wieder in seine Heimath, nach Frankfurt a.[nbsp]O. zurückgekehrt, wo er in das väterliche Geschäft, die Pianofabrik von E. F. Gruß, als Mitarbeiter eingetreten ist.
Der Pianofabrikant Ernst Friedrich Gruß zu Frankfurt a. O. hat das unter der Firma E. F. Gruß zu Frankfurt a. O. bestehende, … eingetragene Handelsgeschäft an den Piano-Fabrikanten Ernst Gruß in Frankfurt a. O. und den Kaufmann Johannes Lück, z. Z. noch in Charlottenburg, verkauft und ist die am 1. April 1894 errichtete offene Handelsgesellschaft unter der Firma C. F. Gruß … gerichtlich eingetragen. — Als Gesellschafter sind vermerkt: 1) der Pianofabrikant Ernst Gruß in Frankfurt a. O., 2) der Kaufmann Johannes Lück, z. Z. in Charlottenburg, vom 15. Mai ab in Frankfurt a. O. — Die Gesellschaft wird von beiden Gesellschaftern gemeinschaftlich vertreten. Das Geschäft wird von den neuen Inhabern unter der unveränderten Firma E. F. Grufs alter Weise weitergeführt.
1899 trat Ernst Grufs, jun der Berufsgenossenschaft der Musikinstrumenten-Industrie Leipzig bei.
Der Zug des Todes im Jahre 1908: Aus den Reihen der Fachgenossen und den ihnen nahestehenden Kreisen wurden im verflossenen Jahre folgende Personen ins Jenseits abgerufen: Ernst Gruß, am 24. April 1908 im Alter von 78 Jahren.
„Ab 1918 wird die eigene Produktion nach und nach eingestellt und unter gleicher Adresse nur noch eine Handlung betrieben“. (Henkel)
Am 1. April 1932 ist es der Firma E. F. Gruss, Pianofortefabrik und -handlung in Frankfurt a. d. O. vergönnt, auf ein 75-jähriges Bestehen zurückzublicken:
Im Jahre 1857 gründete Ernst Friedrich Gruß, der Vater des jetzigen Inhabers, nachdem er vorher in Paris mit dem seinerzeit bekannten Pianofabrikanten Kaps etabliert war, eine Pianofabrik, deren Erzeugnisse bald in Frankfurt a. d. Oder und weiteren Umgebung sehr bekannt wurden. Sein Sohn Ernst kam nach dreijähriger Lehrzeit zur Firma und bildete sich weiter in den ersten Fabriken Deutschlands aus. Er ging dann auf ein Jahr zu Bechstein nach London und trat von dort aus eine 10-jährige Auslandsreise an, wobei er in allen Erdteilen praktisch arbeitete. Ein Kuriosum war es, daß er nach zweitägiger Probezeit bei der damaligen großen Firma Pleyel in Paris fest angestellt wurde und schon nach drei Wochen seine Tätigkeit mit bestem Zeugnis und Empfehlung beenden mußte — weil er ein Deutscher war. Besonders lange war er in Italien, Afrika, Indien, Burma und Australien als technischer Leiter in großen Pianofirmen tätig. Nach seiner Rückkehr über Singapore, China, Japan, Honolulu und Nordamerika, die 14 Monate dauerte, übernahm er im Jahre 1895 die väterliche Fabrik in Frankfurt a. d. Oder, der er heute noch allein vorsteht. Unter seiner Leitung wurde die Fabrikation bedeutend ausgebaut, es wurden besonders Tropenklaviere gebaut, für deren Absatz er auf seiner Weltreise schon vorgesorgt hatte. Nach dem Weltkriege wurde nach und nach die Fabrikation eingestellt, weil der Export unmöglich wurde, und die Tätigkeit auf den Vertrieb von Flügeln, Pianos und Harmoniums erster Firmen umgestellt. Dies hat sich als richtig erwiesen, denn trotz der schweren Zeit hat die Firma verhältnismäßig gute Umsätze erzielen können. Sie erfreut sich des allerbesten Rufes im ganzen Regierungsbezirk.
Georg Hirsch übernahm am 1. April 1936 die Firma F. Gruß, Frankfurt a. O. Flügel, Pianos, Harmonien. Bahnhofstraße 23/24. Später etablierte G. Hirsch sich in Senftenberg.
Herzlich Dank für die Bereitstellung der farbigen Bilder Herrn Matthias Meiners,
Praeludio e.K.
Richard-Wagner-Straße 25
95444 Bayreuth