List – Liszt?

Pianofabriken in Berlin, 1888 – 1910

Verschiedene Klavierhersteller schmückten sich mit Namen berühmter Komponisten: Beethoven, Mozart, Bach, Schubert … Liszt, – Liszt Klaviere gab es nicht wirklich, davon später.

Die „Liste“ der List-Hersteller:

List & Co., A. Pianofabrik, Berlin, 1888-1893
Die OHG wird 1888 gegründet, sie ist im Mai 1893 KG in Wrangelstraße 60 a, das Konkursverfahren über ihr Vermögen wird nach Schlußtermin im Mai 1893 aufgehoben. Die Firma wird unter dem Namen List & Co. Nachf. von Hermann List fortgeführt“. (Henkel)

List, Hermann Pianofabrik, Berlin, 1893-1910
Hermann List gründet das Geschäft 1888 nach anderer, wohl nicht zutreffender Meldung schon 1885, unter der Firma List & Co., er führt es nach deren Konkurs 1893 zunächst unter List & Co., Nachf., seit mindestens April 1894 unter H. List, vorm. List & Co. Nachf. später unter dem Namen Hermann List“. (Henkel)

Ausstellung in Berlin 1896, List stellte „3 Pianinos, sämmtlich in Nußbaum-Gehäuse, einfach gehalten“ aus:
Das erste in Nußbaum-Maser, mit Oberdämpfung hat eine über fünf halbe Töne reichende Transponiervorrichtung, welche mit einem vorne unterhalb der Tastatur einzusetzenden Schlüssel sehr bequem und sicher gehandhabt werden kann. D. Reichs- Pat. 75077. Die beiden nächsten Instrumente haben Unterdämpfung; das kleinere von beiden zeichnet sich aus durch einen erstaunlich vollen und schönen Ton“.

Die Erteilung des DRP erhielt L. Freund, List baute in Lizenz:

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Zur Ausstellung 1897 in Brüssel stellte List 2 kreuzsaitige Pianinos aus, „beide in dunklem Nußbaum, reich geschnitzt und von schönster Arbeit; besonders hervorzuheben ist der feine, volle Ton und die gute Spielart. Das größte ist das beste Piano und wäre es vollkommen zu nennen, wenn die Baßlage voller klänge. Beide Pianinos haben 7 1/4 Oktaven“. Dafür gab es eine Goldmedaille.
Ein Jahr später, zur Berliner Ausstellung 1898, wurden die Pianos mit einer Silbermedaille bedacht.

1900 – Veränderung in der Gesellschaftsform:
Der Musikinstrumentenmacher Ernst List zu Berlin ist in das Geschäft als persönlich haftender Gesellschafter eingetreten. Die hierdurch entstandene offene Handelsgesellschaft hat am 11. Mai 1900 begonnen. Zur Vertretung der Gesellschaft ist nur der Gesellschafter Ernst List ermächtigt. Die Prokura von August List ist bestehen geblieben“.

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1906 erfolgte der Umzug in die Warschauerstraße 70 „mit den neuesten Maschinen, sowie elektrischem Betrieb“.

Eine Preisliste von 1906 zeigte „14 Pianino-Modelle in den verschiedensten Größen und Ausstellungen wieder. Den Schluß bildet die Innenansicht eines kreuzsaitigen Pianino-Modells mit Unterdämpfungsmechanik“.

Ein Jahr später, 1907, zeigte der Katalog schon 20 neue Pianino-Modell und 2 Innenansichten …
Die Vorderseite des dunkelblauen Umschlags trägt rotbraunen Firmenaufdruck und hat links oben einen ovalen Ausschnitt, mit gepreßter Goldumrahmung, der das auf dem Titelblatte des Kataloges abgedruckte Autotypie-Porträt Franz Liszts sehen läßt. Die vordere Umschlagseite bildet also gewissermaßen den Rahmen des Liszt-Bildnisses. Die Idee ist originell und wirkungsvoll“.

Im Juni 1910 teilte der „Pianofortefabrikant Herr Ernst List in Berlin durch Rundschreiben mit, daß seine Firma sich mit der Firma Eduard Hilger, Hofpianofortefabrik in Aachen vereinigt hat und in Gemeinschaft unter der Bezeichnung Eduard Hilger G. m. b. H. in Berlin 0. 34, Warschauerstraße 70 weitergeführt wird. Die Leitung der Fabrikation liegt nach wie vor in den Händen des Herrn Ernst List“.
In der Folge wurde die Pianofabrik Ernst List, Berlin, handelsgerichtlich gelöscht.
1917 starb der Pianofortefabrikant August List, langjähriger Mitinhaber der Eduard Hilger, Pianofabrik in Berlin im Alter von 73 Jahren.
Ernst List war in der Berliner Hilger Pianofabrik bis zum Ende der Firma 1930/31 Geschäftsführer. Weitere Daten sind nicht bekannt.

Zurück zu 1907. Der List-Firmen-Katalog zeigte das Porträt von Franz Liszt.

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Die italienische Pianofabrik Antonio Fea in Turin erdachte sich dabei eine List, „Liszt“-Pianos herzustellen, um den österreichisch-ungarischer Komponist (1811 – 1886) zu ehren oder ein deutsches Fabrikat vorzutäuschen. Jedenfalls wurden die Liszt-Pianos ca. von 1920 – 1930 gebaut.

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Das war noch nicht alles.
Im Einwohnerverzeichnis von Darmstadt ist 1865 der Instrumentenmacher Jacob List, Schützenstr. 9, notiert.
Bereits 1870 wird Jacob List Pianofortefabrikant genannt.
Ab 1886 ist die Witwe des Pianoforte-Fabrikanten eingetragen – bis 1918.
Dann übernehmen die Töchter des verstorbenen Pianoforte-Fabrikanten, Elisabeth u. Lina List das Geschäft. 1924 existieren keine Nachweise mehr.
Kurios ist, dass in keinem anderen Nachschlagewerk „List, Darmstadt“ verzeichnet.
Eine Anfrage habe ich an das Hessisches Landesmuseum in Darmstadt gerichtet, Antwort steht noch aus.

Bildquelle:
Santiago D’Angelis Murdoch