Rekewitz, Wilhelm

Pianofortefabrik in Berlin, 1899 – 1931

Wilhelm Rekewitz war involviert in der 1896 gegründeten Pianofabrik:
Koch, Engel, Rekewitz & Scheit“.
1899 treten Scheit und Rekewitz aus und letzterer gründete seine eigene Firma „Rekewitz, Wilhelm Pianofortefabrik, Berlin“.
Am 11. April 1905 wurde das Patent Nr. 159792 von Wilhelm Rekewitz vom Kaiserlichen Patentamt ausgegeben:

Rekewitz 1Patent-Anspruch:
Stimmstock mit metallenem Verstärkungsrahmen und die Stimmwirbel umgebenden Buchsen, dadurch gekennezeichnet, daß die Buchsen nicht in das Holz eindringen und nur durch den Saitenzug auf die im wesentlichen im Holz gehaltenen Wirbel gegen den Rahmen gepreßt werden“.
An Medaillen erhielt W. Rekewitz 1905 eine „Goldmedaille und Ehrendiplom; später weitere Goldmedaillen“, – nach H. Henkel. Wirklich? Nachweise in den ZfI´s finden sich nicht. In dieser Zeit warnte man die Fachkollegen vor möglichen Schwindlern:
Über wilde Ausstellungen schreibt 1905 das „Berliner Tageblatt“: „Noch immer florieren die wilden Ausstellungen, diese üppig wuchernden Blüten am Baume der internationalen Schwindelei. Freilich gibt es auch kaum ein Gebiet, auf dem es vertrauensvollen Fabrikanten so schwer wird, den Betrug zu erkennen. Die Wahrheit wird sich stets nur von Fall in Fall feststellen lassen, wenn auch alle wilden Ausstellungen gemeinsame Merkmale aufweisen. … Ebenso bösartiger Natur ist eine bereits geschlossene Ausstellung „Die Kunst im Hause“, die in Brüssel ins Dasein trat. Von ihr schreibt man uns von gut informierter Seite:
Merkwürdig ist, daß für diese Ausstellung alle beliebigen Artikel angenommen wurden; zum Beispiel erwarb ein Brüsseler Vertreter Wagenschmiere in Rußland, die doch wohl kaum für die „Kunst im Hause“ passen dürfte. Eine weitere bemerkenswerte Tatsache ist, daß für das genannte Unternehmen noch Anmeldungen zu einer Zeit angenommen wurden, als die Ausstellung schon geschlossen sein sollte. Ferner wurde den Interessenten im stillen auch angedeutet, daß ähnlich wie bei einer Pariser Ausstellung auch noch nach Schluß der Ausstellung Prämiierungen stattfänden, ohne daß es nötig sei, die Waren einzusenden“.
Oder kam Rekewitz – nach einer anderen Notiz – auf eine andere Art zu seinen Medaillen?
Für die Teilnahme an den Weltausstellungen wurde in der Regel jeder Aussteller ausgezeichnet und mit einer Medaille bedacht. Die Preisklassen starteten bei den Ehren- und Verdienstmedaillen und endeten bei den großen Staatspreisen und dem „Grand Prix“ in Gold, Silber und Bronze“.(Weltausstellungen – Brasstacks)

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1906 fand in Berlin die Musik-Fachausstellung statt. Zu dieser wurde Wilhelm Rekewitz erstmalig in der ZfI erwähnt mit „Symmetrische Pianos mit Patent-Stimmung“. Ja, was ist ein symmetrisches Piano? Henkel schreibt: „… werden auch symmetrische Flügel gebaut“. Das ist eher vorstellbar.
Kurz darauf erfolgten nähere Beschreibungen einzelner Aussteller, die Rekewitz-Beschreibung: „Eine neue patentierte Stimmvorrichtung wies das Pianino … auf. Die Wirbel sind hier im Eisenstimmstock in einer Messingbüchse gelagert, wodurch das Anlegen der Wirbel an den Eisenrand und die auf diese Weise entstehende Reibung vermieden wird“.
Da der Sohn Felix Rekewitz im Weltkrieg gefallen ist, wird das Geschäft nach dem Tod des Gründers 1918 an Kaufmann Albert Biel verkauft, der es unter der Firma »Wilhelm Rekewitz Nachf. Inh. A. Biel« fortführt“. (Henkel).
Wilhelm Rekewitz starb am 25. Dezember 1918 im Alter von erst 69 Jahren.
Die Firma „Wilhelm Rekewitz Nachf. … ist (1921) in eine GmbH umgewandelt worden“. Neue Firmierung: „Rekewitzer Pianofortefabrik G.m.b.H.“ Weitere Eintragung im Handelsregister:
Gegenstand des Unternehmens ist die Herstellung und der Vertrieb von Flügeln und Pianos … Das Stammkapital beträgt 100 000 M“.

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Zum 25jährigen Bestehen der Firma Wilhelm Rekewitz im Jahre 1924 – ein Blick in die Vergangenheit: „Aus kleinen Anfängen hat sie sich zu ihrer heutigen achtbaren Bedeutung herauf gearbeitet. Wilhelm Rekewitz gründete die Firma im Jahre 1899. Ganz ein Mann der Arbeit, voll fachmännischen Strebens, erweiterte er langsam, aber stetig und sicher sein Unternehmen, vervollkommnete die Qualität seiner Pianos, erhöhte und verbreitete ihren guten Ruf. Die Weltausstellung 1905 zu Brüssel erkannte dem verdienstvollen Pianobauer den Grand Prix, die Goldene Medaille und ein Ehrendiplom zu. Auch andere hervorragende Ausstellungen ehrten ihn mit der Goldenen Medaille. Der Krieg brachte schwere Jahre. Sein Sohn Felix Rekewitz, ein treuer Mitarbeiter, fiel auf dem Felde der Ehre. Dessen Verlust und die Nöte des langen Krieges waren zuviel für den nahezu siebzigjährigen Mann. Wilhelm Rekewitz starb im Dezember 1918, ein arbeitsreiches und arbeitsfreudiges Leben beschließend. … Nicht nur das Inland, alle fünf Weltteile kennen heute die Rekewitz-Pianinos. Die patentierte Stimmwirbellagerung, ein Markstein in der Geschichte der Entwicklung des Pianos, die siebenspreizige Panzerplatte zeichnen die Rekewitz-Instrumente aus und verschafften ihnen die allgemeine Beliebtheit. Die Firma hat dauernd gut zu tun und verfügt über einen Auftragsbestand, der sie auf längere Zeit noch beschäftigt. Als Zeichen der fortschreitenden Produktionskraft, der gegenwärtigen allgemeinen Geschäftskrisis trotzend, bringt die Firma zu dem Jubiläum ihren neuen kleinen Rekewitz-Flügel auf den Markt“.Rekewitz 4

Zur Leipziger Herbstmesse 1924 stellte Rekewitz „einen kleinen Flügel in Schwarz, sowie zwei Pianino-Modelle, 132 cm und 124 cm“ aus.
Aber schon im nächsten Jahr, 1925, bat Rekewitz seine Kundschaft nach Berlin zu kommen, die Firma stellte nicht zur Frühjahrsmesse in Leipzig aus, dafür „… dürfte es für die Besucher von besonderem Interesse sein, die modernen Arbeitsmethoden und die vorzüglich eingerichteten Holztrocknungsanlagen der Fabrik zu besichtigen. Die beliebtesten Modelle der Firma sind die Pianos 132 und 126 cm hoch, ersteres besonders beliebt auf dem europäischen, letzteres auf dem überseeischen Markt. Der Stutz-Flügel … hat sich sehr gut eingeführt und findet lebhafte Nachfrage“.
Auch zur Herbstmesse im gleichen Jahr wurde nicht nach Leipzig, sondern wieder nach Berlin eingeladen. „Besonders interessieren dürfte auch kleine Flügel in Thuja-Maser, überaus reizvoll und eigenartig in den Flächen“.
1926 erfolgte eine Änderung des Stammkapitals, welches „ … auf 50 000 Reichsmark umgestellt“ wurde.


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Die Rekewitz Pianofortefabrik G. m. b. H. in Berlin SO 36, Maybachufer 48—51, hat soeben (1926) einen neuen Katalog herausgegeben, der durch seine vornehme Wirkung das Auge des Beschauers gefangen nimmt. Ein Umschlag aus feinstem weißen Karton umschließt einen 14seitigen Leporello-Prospekt. Die Vorderseite des Umschlages trägt die bekannte Schutzmarke und die Firma in Stahlstichprägung, von begabter Künstlerhand entworfen und ungemein edel und diskret in der Wirkung. Einige horizontale Stäbchen in farbloser Hochprägung ergänzen das schlichte, vornehme Titelblatt. In einem tiefgeprägten Felde enthält das Innenblatt des Umschlages einen kurzen Hinweis auf das fast 30jährige Bestehen der Rekewitz-Pianofortefabrik und zeigt in wenigen Worten die hohe Vollendung, die Beliebtheit und die weite Verbreitung der Rekewitz-Instrumente. Der 14seitige Leporello-Prospekt gibt … acht verschiedene Piano-Modelle, zwei Flügel und zwei Innenansichten wieder. Wie reizvoll, wie sympathisch sind diese Modelle! Sie sind neu, aber ohne Extravaganz, Modelle, die in ihrer vornehmen, edlen Gestaltung geschaffen sind, allen zu gefallen. Ohne auf haltende Worte stellen die Bilder der Innen- und Rückansicht die ungemein solide Konstruktion und Bauart vor Augen. Die Haupteigenschaften eines Pianos, der Ton und die Spielart, lassen sich in einem Katalog nicht veranschaulichen. Dafür sprechen die auf jeder Seite abgedruckten begeisterten und anerkennenden Zeugnisse hervorragender Musikkünstler eine beredte Sprache. Der Katalog ist von vorbildlicher Vollkommenheit in seiner prägnanten Kürze. Neben der deutschen ist eine englische Ausgabe in gleicher Aufmachung hergestellt worden. Allen Interessenten werden die Kataloge gerne übersandt“.
Ab Sommer 1927 werden auch Cembali gebaut.“ (Henkel)

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Wie so oft ereilte um die 30er-Jahre manche Pianofabriken das Vergleichsverfahren und der Konkurs. Meist waren es die letzten Meldungen der Firmen in den ZfI´s.
Über das Vermögen der Firma Rekewitz Pianofortefabrik G.m.b.H. … ist am 16. August 1930 das Vergleichsverfahren eröffnet worden“. Und kurze Zeit später ist „Infolge der Bestätigung … das Verfahren aufgehoben worden“. Ein Jahr später „wurde am 8. September 1931 das Konkursverfahren eröffnet, in dessen Folge die Firma erlischt“. (Henkel)

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