Hoffmann & Kühne

Pianofortefabrik in Dresden, 1899 – 1951

eine von 52 Dresdner Klavierfabriken – nach den Adressbüchern des Dresdner Stadtarchivs.
Der Name wurde über die Zeit nach 1951 auch an Klaviere der Deutschen Pianounion Leipzig angebracht, bis zum Ende der DPU.

Zur Geschichte:

Robert Kühne trat aus der Firma „Urbas & Kühne“, Dresden, aus und gründete am 1. Januar 1899 mit seinem Konstrukteur die Firma „Hoffmann & Kühne“. Die neue Pianofortefabrik war schon mit Dampfbetrieb ausgerüstet.
Im folgenden Jahr, im neu beginnenden Jahrhundert, erhielt die Pianofabrik eine goldene Medaille, verliehen auf der Allgem. Erzgebirgischen Ausstellung in Zwickau.

 

Hoffmann & Kühne, Reklame 1919

Unter „Kritik“ wurden in den ZfI’s auf neue Kataloge hingewiesen. Noch im Jahre 1900 brachte die Firma „einen hochmodern und geschmackvoll ausgestatteten neuen Katalog“ zum Versand. „Die 12 Pianino-Modelle, von denen die Hälfte aus sehr ansprechenden Entwürfen der neuen Stilrichtung besteht, kommen durch tadellose, saubere Autotypien und vorzüglichen Druck zur schönsten Geltung, ebenso wie die 3 Ansichten von Innenkonstruktionen

“. Hoffmann & Kühne, Reklame 1902

Im Jahre 1904 brachte die Firma ihr „1000stes Piano zum Versand“ und feierte diesen Erfolg mit „ihren Arbeitern und Beamten“.

16 Jahre lang, weit über die Zeit des Ersten Weltkrieges, gab es keine Nachweise in der ZfI, erst zur Frühjahrsmesse in Leipzig im Jahre 1920 wieder. Es wurden „eine Anzahl ihrer bewährten Erzeugnisse zur Ausstellung“ gebracht. „Die hervorragende Qualität ihrer Pianos und Flügel, das Ergebnis vierzigjähriger praktischer Erfahrung und steten Vorwärtsstrebens im Klavierbau wird sicherlich wieder den ungeteilten Beifall der Fachleute finden“.

Hoffmann & Kühne, Anzeige 1921

1923 zur Herbstmesse in Leipzig schienen die Fabrikate besonders wertvoll gewesen zu sein: „Die ausgestellten Instrumente, durchweg Qualitätsarbeit, dürften auch die des verwöhnten Fachmannes in jeder Hinsicht befriedigen“.

Franz Hoffmann und Robert Kühne erfuhren zum 25jährigen Bestehens ihrer Firma am 1. Januar 1924 große Wertschätzung aus Freundes- und Berufskollenkreisen. In ihrer Jugend erlernten sie das Tischlerhandwerk und bildeten sich weiter in namhaften Pianofabriken. Nach einer Reihe von „praktischer Tätigkeit als Klavierbauer und Konstrukteure“ begannen sie ihre eigenen Pianos herzustellen. „Mit geringen Mitteln und mit nur einem Arbeitskollegen, aber im festen Vertrauen auf erworbenes Können, eröffneten sie ihren Betrieb. Und das Wagnis gelang, trotz mancher Schwierigkeiten und schlechter Konjunktur. […] Am Silvestertage (1923) fand im Anschluß an die Arbeitszeit eine schlichte, eindrucksvoll Feier in den Betriebsräumen der Firma statt“. Bei einer Ansprach wurde den Jubilaren anerkennend bestätigt „welche mit seltener Frische und Rüstigkeit im Alter von 70 Jahren noch immer ihrem Betriebe praktisch vorständen, ein Muster an Fleiß und Können, welches immer zwischen Prinzipal und Arbeitnehmern in diesem Betriebe geherrscht habe. […] Ein geselliges Beisammensein vereinte später alle Beteiligten, und noch mancher kräftige Schluck wurde dem ferneren Blühen und Gedeihen der Firma Hoffmann & Kühne gewidmet“, mit „Feldschlößchen-Bier“, der Dresdner Brauerei seit 1858.

Zur Leipziger Herbstmesse 1924 konnten keine Instrumente ausgestellt werden, „wegen des erst vor kurzem beendeten Streiks in den Dresdner Betrieben“.

 

Hoffmann & Kühne, Fabrik 1926

Still und im engen Familien- und Freundeskreis feierte Robert Kühne am 9. Dezember 1933 seinen 80. Geburtstag. Er stammt aus dem sächsischen Trebsen an der Mulde. Als Tischler zog es ihn nach Süddeutschland. „Aber in dem damals so aufstrebenden deutschen Klavierbau fand er den Berufszweig, der ihm in seinem Leben ein Feld segensreichen Schaffens bieten sollte. Er lernte den Klavierbau von der Pike auf und ließ es sich emsig und energisch angelegen sein, sich gründliche Kenntnisse des Pianofortebaues in allen seinen Teilen zu erwerben. Später zählte er zu den bewährtesten Mitarbeitern von Johann Kuhse, der damals blühenden Dresdner Fabrik“. Anfang der 90iger Jahre machte er sich selbständig mit seinem Kollegen Johann Urbas. Nach gütlicher Übereinkunft trennten sie sich und gründeten mit dem Dresdner Bodenmacher und Konstrukteur Franz Hoffmann die o. g. Pianofortefabrik Hoffmann & Kühne. „Fast täglich findet sich Robert Kühne noch in der Fabrik ein, immer bemüht, sich nützlich zu machen und seinem Unternehmen zu dienen“.

1934 übernahm die Firma die von der „Zweigniederlassung der Firma Leipziger Pianoforte- und Phonolafabriken Hupfeld-Gebr. Zimmermann A.-G. innegehabten Geschäftsräume … Sie betreibt hier den Stadtverkauf ihrer Flügel und Pianinos und hat auch die Vertretung der genannten Firma übernommen“.

 

Hoffmann & Kühne, Pianetta

Zur Leipziger Frühjahrsmesse 1939 stellte die Firma das Pianetta-Kleinklavier vor, welches bereits seit 1936 produziert wurde, davon später.

Ein „kleiner“ Ausflug zu den Klein-Klavieren:
Bereits 1935 baute die amerikanische Firma „Haddorf Piano Company“ ein Klavier mit 114 cm Höhe, dieses gilt als Geburtsstunde des modernen Kleinklaviers.
Josef Goebel schrieb Anfang Januar 1937 einen Artikel über

„Die Kleinklaviertypen in ihren technischen und akkustischen Anlagen“.

Die Produktionsziffern sind „in beachtlichem Maße zugunsten der heißumstrittenen Miniaturinstrumente verschoben“. Widerstand wird es geben, aber nicht anders, „wie jenem anno dazumal bei der ersten Eisenbahn. Wir haben uns in einer Epoche des Kleinmöbelbaues sowohl mit dem Kleinmöbel als auch dem damit zusammenhängenden Stutzpiano nolens volens abzufinden! Gewiß wird kein verständiger Fachmann das Kammerpiano als etwas tonlich Vollendetes hinstellen wollen: wer den erforderlichen Raum zur Verfügung hat, wird in der Regel dem regulären Pianino den Vorzug geben. […] Nochmals kurz auf die Entwicklung des Stutzklaviers zurückkommend, sei noch gemerkt, daß u. a. auch die Firmen Förster, Löbau, und Krumm, Stuttgart, bereits lange vor dem (Ersten Welt-) Kriege mit Pult- und Dirigentenklavieren herausgekommen sind und damit auf dem Gebiete des Kleinklavierbaues gleichfalls Pionierdienste geleistet haben.

Ueber die Dimensionierung der Miniaturpianos scheint man sich noch nicht im klaren zu sein. Verweilen wir zunächst bei der Höhe des Instruments. Diese darf einen Meter keineswegs übersteigen. […] Mit recht gutem Erfolg hat sich inzwischen eine Stutzpianohöhe von ca. 96 cm durchgesetzt. (Eine Ausnahmestellung nimmt das Kleinpiano der Firma Feurich, Leipzig, ein, das bei 115 cm Höhe eine drehbar gelagerte Klaviatur aufweist.) […]

Alle Kleinpianos werden im wesentlichen vor einer über der Mechanik liegenden Klaviatur bestimmt. Erbe, Eisenach, hat hier … als Schrittmacher gewirkt, indem er das Unterglied der Mechanik durch einen am Hinterhebel der Taste befindlichen Tangenten hochziehen ließ. Damit entstand praktisch die `Zugmechanik`, die heute noch im Stutzpianobau teilweise Verwendung findet. Während nun bei dem Erbe-Zugsystem zunächst der volle Tastenhinterhebel die Uebertragungsarbeit zu leisten hat, ging z. B. die Forenade A.-B., Arvika, Schweden, bald dazu über – gleich der Harmoniumklaviatur – nur in dem Tastenvordruckhebel mittels Drucktangente das übertragende Element zu schaffen.

Und Mannborg, Leipzig, hat bekanntlich diesen Grundgedanken in seinem `Pianochord` einer glücklichen Lösung zugeführt. Die Druckmechanik besitzt gegenüber der auf kurzem Zug arbeitenden die weitaus angenehmere Spielart, so daß zu diesem Mechaniksystem nur geraten werden kann“.

Die Mechanik des Kleinpiano zeigte noch Nachteile auf, wie zum Beispiel „zu lange Tasten, Übertragung der Tastenbewegung auf die Mechanik durch Zwischenglieder u. dergl. Letzteres wieder verteuert die Mechanik, es erschwert den Einbau und macht sich nach Verkauf des Instrumentes, bei vorkommender Reparaturen durch erschwerte Zugängigkeit besonders bemerkbar“.

In Chemnitz stellte der Klavierbaumeister Alexander Strauch eine neue Mechanik für Kleinklaviere her, „die diese Nachteile nicht besitzt“. Die Maße der Mechanik sind: Höhe bis Anschlag 24,5 cm, Tiefe von Saite bis Ende Taste 32,5 cm. Damit lassen sich die Kleinklaviere „mit einer Gesamttiefe von etwa 45 cm herstellen. Der Schenkel des Nebengliedes ist um ein bedeutendes länger, und es findet die Übertragung der Taste direkt auf diesen Schenkel statt. Der Drehpunkt (Kapsel) des Schenkels liegt im ersten Drittel von der vorderen Kante des Schenkels. Eine Puppe unterhalb des hinteren Teiles des Schenkels reguliert die Unterstellung. Der Löffel zum Abheben der Dämpfung befindet sich ebenfalls unterhalb des Schenkels. Das Geradelegen der Tasten bewirkt eine Puppe, die sich an der Abstrakte zwischen Taste und Schenkel befindet. Durch die unterhalb des Schenkels angebrachte regulierbare Feder wird durch Rückgang der Taste und die Spielschwere reguliert. Das Einbauen und Regulieren der Mechanik kann ohne jede Klaviatur erfolgen, da gleichzeitig Hinterdruck durch einen am Mechanikbalken angebrachten Filzstreifen vorhanden ist. Die Klaviatur kann in jeder Höhe angebracht werden, sogar direkt über dem Schenkel, sodaß die Mechanik dann als Obertastenmechanik angesprochen werden kann. Die Mechanik ist sehr einfach gehalten, zu allen Teilen leicht zugängig , die Spielart und Repetition genau wie bei der normalen Mechanik und dürfte sich besonders billig herstellen lassen“.

 

Hoffmann & Kühne, Piano Erika

Über den Kleinklavierbau findet man in der „Zeitschrift für Instrumentenbau“ noch einige weitere interessante Beiträge.

Zurück zu „Hoffmann & Kühne“. Im Jahre 1936 brachte er sein „Pianetta“ heraus. „Darum wird es in Fachkreisen auch Interesse erwecken, wenn alte Klavierbauer mit der Praxis und Erfahrung der Firma Hoffmann & Kühne, Dresden, daran gehen, ein Klein-Klavier zu konstruieren und es auf den Markt zu bringen, um damit vor ihren Fachgenossen in Ehren zu bestehen. Das neue Instrument, Pianetta, erfreut nicht nur das Auge durch seine ansprechende, zeitgemäße Form, sondern auch durch ausgeglichene Klangfülle und vom Spieler leicht auszulösenden runden Wohlklang, wie er für das Musizieren im Hause unerläßlich ist.

Pianetta hat einen Umfang von 80 Tönen, vom Contra C bis zum viergestrichenen g, es kann also fast die gesamte Klavierliteratur darauf gespielt werden. Daher ist es ebenso brauchbar als Solo-Instrument wie fürs Zusammenspiel und als anpassungsfähiges Begleitinstrument. Die Dresdner Firma hat sich damit in anerkennenswerter Weise den bisherigen wagemutigen Vorkämpfern dieses zeitnotwendigen Kleininstruments auf der Grundlage der bekannten Dresdner Klavierbautradition würdig hinzugesellt“.

Der altehrwürdige Robert Kühne stirbt 1941 im Alter von 87 Jahren. Die Firma produzierte, wie oben erwähnt, bis 1951. In dem Jahre starb der Sohn von Franz Hofmann, der Mitinhaber der Firma war, im Alter erst von 53 Jahren. (nach H. Henkel).