Dieter's Klavierseiten

Datenarchiv des Klavierbaus

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Hartmann, Wilhelm

Pianofabrik in Berlin, 1856 – 1932

 „Wilhelm Hartmann wird am 13. Sept, 1810 in Stuttgart als Sohn eines Schauspielers geboren. 1824 übersiedelt dieser nach Berlin, Hartmann erlernt hier Klavierbau und arbeitet später zehn Jahre als Werkmeister in Braunschweig“. (4)

1862 – Ausstellung in London, „Ein hohes Pianino von Jacarandaholz, 7 Octaven und Eisenspreize, ein kleines Pianinos von Jacarandaholz, 6¾ Octaven und Eisenspreize. Dieselben halten mintestens 4 Monat Stimmung”. (2)

1873 – Wien, „W. Hartmann, dessen sehr tüchtige und geschmackvoll gearbeiteten Ausstellungsobjecte aus einem kreuzsaitigen Concertflügel im Palissanderholzkasten, einem hohen kreuzsaitigen Pianino im Palissanderholzkasten und einem mittleren schrägsaitigen Pianino im Nussbaumholzkasten bestanden”. (2)

1874 – Wien, „1. Concertflügel, von Palisanders, mit übersaitigem Bezug,
2. Pianino im hohen Format, von Palisander, mit übersaitigem Bezug.
3. Pianino, mittelhoch von Nussbaum, schrägsaitig. (2)

Hartmann
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1877 – Ein erstes „Privilegium“ erhielt Hartmann auf „eine Einrichtung an Flügeln und Pianinos zur Tonverlängerug“. (2)
Noch im gleichen Jahr wurde das erste einheitliche deutsche Patentgesetz erlassen.

1866 – „beschäftigt er 40 Arbeiter und hat 1878 mehr als 4.000 Instrumente gebaut und solche nach allen Erdtheilen selbst Australien versandt“. (4)

1879 – aus den „Musikpädagogischen Blättern, dem Zentralblatt für das gesamte Berlin: Der andere Flügel, auf den ich die Aufmerksamkeit aller Klavierspieler richten möchte, ist der von W. Hartmann. An ihm, sowie an einem daneben aufgestellten vortrefflichen Pianino ist das von Zacharias erfundene Luftresonanzwerk, eine Vorrichtung zur Tonverlängerung, angebracht. Die Wirkung derselben ist folgende: tritt man das linke Pedal und spielt die Töne etwas stärker, so klingen sie nach, länger, als wenn min die Dämpfung aufhebt und ohne dass, wie dies bei der Hebung der letzteren der Fall ist, ein Ton in den anderen überfliesst. Ohne das linke Pedal loszulassen, kann man immer mehr Töne zum Nachklingen bringen, kann die Hand sogar fortnehmen, und diese verlängerten Töne von Tönen anderer Tonregionen umspielen lassen. Die reizendsten Wirkungen, unmöglich auf anderen Klavieren, lassen sich dadurch erzielen“. (2)

Hartmann
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1879 – Auf der Berliner Gewerbe-Ausstellung sind Flügel und Pianinos mit Tonverlängerung ausgestellt. … „Es sind ganz hübsche Instrumente, sie reichen aber an Quandt nicht heran“. (2)

1884 – Patent Nr. 29.363
Patent-Anspruch: „Eine Repetitionsmechanik für Flügel und Pianinos, bei welcher keine Feder zur Wirkung kommt und nur zwei (für Flügel) bezw. drei Drehpunkte (für Pianinos) vorhanden sind, im wesentlichen dadurch charakterisiert, daß mittelst der Stellscheibe in Verbindung mit der schrägen Fläche am Hammerstuhl die Repetition bewirkt wird“. (1)

Hartmann

1886 – Patent Nr. 37.401
„Vorliegende Stimmvorrichtung bezweckt, das Stimmen der Saiten der Instrumente bezw. jeder einzelnen Saite mit Sicherheit, Leichtigkeit und möglichster Genauigkeit ohne irgend welchen schädlichen Einfluß auf die Saiten selbst und deren Klangfülle auszuüben“. (1)

Hartmann

1888 – Patent Nr. 46.912
Patent-Anspruch: „Eine Repetitionsmechanik für Flügel und Pianinos, dadurch gekennzeichnet, daß der in der Hammernuß drehbar gelagerte Stößer bei der Auslösung durch die in dem Arm verstellbare Puppe auf den einstellbaren Fänger geführt und nach Loslassen der Taste durch die in dem Hammerstuhl befestigte Feder wieder auf den Vorsprung des Armes gedrückt wird, wobei die Zurückführung des Hammers vermittelst der Stellpuppe und des an dem Stößer angebrachten Ansatzes erfolgt“. (1)

1891 – Patent Nr. 58.849
„Den Gegenstand der vorliegenden Erfindung bildet eine Mechanik für Pianino’s, bei welcher nicht nur eine gute Repetition erzielt, sondern auch durch einen besseren Ersatz für den bisher gebräuchlichen Fänger das sogen. Trommeln (Vibriren) des Hammers vermieden werden soll. Außerdem soll ein Ersatz für das bekannte, den Hammer zurückziehende Bändchen geschafft werden“. (1)

1894 – „Im Juni wird Fabrik und Firma von Instrumentenmacher Heinrich Christian Hans Grüß erworben, er verlegt die Fabrik im Juli 1894 von Mariannenstraße 52 nach SO 36, Skalitzer Straße 101, und die Geschäftsräume zum 1. April 1898 nach Blumenstraße 8. Grüß verkauft die Firma am 24. Febr. 1905 ohne deren Verbindlichkeiten an Kaufmann Friedrich Krüger und Fabrikant Gustav Hahn, die sie als OHG unter dem bisherigen Namen fortführen. Sie sind 1909 in Fruchtstraße 36 und bauen 1910 das kleinste, billigste Piano der Welt namens Monbijou (Schmuckstück)“. (4)

Hartmann
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1896 – Ausstellung in Berlin, Hartmann “hat 3 Pianinos ausgestellt.
Ein Instrument in Nußbaum-Maser mit Marqueterie, mit Messinghammerleiste und Oberdämpfung, hat sehr angenehme Spielart und vollen, edlen Ton. Ein schwarzes Instrument mit Gravirung, Mechanik, mit polirton Holzstühlen, Hammerleiste und Abstrakten, Unterdämpfung, stellt ebenso wie das dritte Pianino in Nußbaum mit Unterdämpfung sowohl was Arbeit als Anschlag und Ton anbetrifft vorzügliche Leistungen dar”. Die Instrumente wurden mehrfach prämiert. (3)

Hartmann

1906 – Musikfachausstellung in Berlin, stellte Hartmann „1 Salon-Piano, schwarz, 145 cm hoch, 71/4 Oktaven, 1 Kabinett Piano, schwarz, 122 cm hoch, 7 Oktaven, 1 Piano, schwarz, 135 cm hoch“ aus. (3)

1912 – „Zum 1. Okt. verlegen sie die Fabrik von Fruchtstraße 36 nach Hasenheide 5-6, sie ist hier noch 1929, der Inhaber ist jetzt Alfred Wertheimer.

Hartmann

Er vereinigt sich im Nov. 1932 mit H. Lubitz zur neuen Firma »H. Lubitz, W. Hartmann« und wird als Inhaber beider Firmen angegeben, die jetzt in SO 36, Reichenberger Straße 104, sind“. (4)

Quellen:
(1) Deutsches Marken- und Patentamt
(2) Lieveverbeeck
(3) Zeitschrift für Instrumentenbau
(4) H. Henkel, Lexikon Dt. Klavierbauer
(5) Bildquelle: John van Medevoort, besten Dank Herrn John van Medvoort für die Bereitstellung der Bilder.