Knake, Gebrüder

Hof-Pianoforte-Fabrik in Münster i. W., 1808 – 1917 (1930)

1808 baute J. B. Knake in der Bauerschaft Leblick, Kirchspiel Heyden, sein erstes Tafelklavier. Der Sohn des Begründers, Bernhard Knake, kehrte nach seiner Wanderschaft in den väterlichen Betrieb zurück. Seine Fabrikate wurden derart verbessert, daß er vom Bau von Tafelklavieren zum Bau von Flügeln und Pianinos übergehen konnte, die er in Münster ausstellte. 1851 wurde die Fabrik nach Münster, „auf die Rotenburg“, verlegt. Auch dort wurden die Räume zu eng und es wurde eine größere Fabrik im Bispinghof 15/16 gebaut, dort war die Firma bis zum Verkauf 1917 ansässig. Die Pianos und Flügel zeichneten sich besonders durch einen soliden Bau, vorzügliche Stimmhaltung und edlen Toncharakter aus.

Der amtliche Bericht der Londoner Ausstellung 1862 vermerkte:
Ein Konzert-Flügel und ein Salon-Piano „zeichnen sich durch einen höchst präzisen leichten Anschlag und einen vollen gesangreichen, poetischen Ton aus, der der verschiedensten Modifikationen fähig und besonders dem Vortrag feiner Musik günstig ist. Ist der Bechsteinsche Flügel günstig der Schule Liszts, so würden wir Knacke’s Instrument für die Wiedergabe Mozart oder Chopinscher Kompositionen als besonders geeignet halten. Die Arbeit der Knackeschen Instrumente ist eine außerordentlich, ja musterhaft solide“. (1)

1867 in Paris berichtete der „Amtlicher Special-Catalog der Ausstellung Preussens und der Norddeutschen: … 2 Concertflügel und 1 Concertpianino. Das Geschäft liefert Instrumente, Flügel sowohl als Pianinos nach allen Weltgegenden.“ (1)

Ein Jahr später in Paris: “… hatte Gebr. Knake ihre Flügel ausgestellt; sie sind laut; jeder Ton war genährt und männlich; ihnen fehlte ein wenig Eleganz und Flexibilität in der Tastatur. Diese Signatur erhielt auch eine Silbermedaille“. (1)

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1880 zur Gewerbeausstellung in Düsseldorf hatte Knake seine vortrefflichen Instrumente „ausser Preisbewerbung” gestellt.

1880 zur Weltausstellung stellten Gebr. Knake „ein dreichöriges kreuzsaitiges Pianino aus, gut in der Qualität und elegant in Ebenholzkasten … KNAKE, Münster, zeigt ein gewöhnliches Klavier. Das Gehäuse ist in Ordnung, aber die Mechanik und der Anschlag sind nicht vergleichbar mit anderen Instrumenten, die dieser Firma ihren Ruf eingebracht haben. Dritte Auszeichnung.“ (1)

Patentbeschreibung f. Repetitionsmechanik:
„Gebr. Knake in Münster in W. haben für Neuerungen an Repetitionsmechanismen für Klaviere das Patent Nr. 19214 im Deutschen Reiche vom 25. December 1881 ab gültig, erhalten.
Das wesentlich Neue dieser Mechanik besteht in der Anordnung einzelner Theile, durch welche eine sichere Repetition erzielt werden soll.
Der Hammer wird bei leisem Anschlage nach erfolgter Auslösung durch einen gekrümmten vertikalen Schenkel des Repetitionswinkels aufgefangen. Der andere Schenkel ist mit Gewinde versehen, geht durch ein längliches Loch des Stössers hindurch und ist in einen drehbaren Hebel eingeschraubt. Auf der anderen Seite des Hebels ist vermittelst einer Seidenöse eine Feder angehängt, welche mit ihrem unteren Ende befestigt ist. Durch Drehen einer Mutter welche, aus Kork hergestellt, auf eine Unterlagsscheibe aus Filz und ein Tuchläppchen drückt, wird die Stellung des Repetitionswinkels gegen die Hammernuss verändert. In der Ruhelage ist der Repetitionswinkel nicht in Berührung mit der Hammernuss. Durch eine Scheibe kann man die Stellung beider Theile so reguliren, dass das Auslösen des Stössers und das Angreifen des Repetitionswinkels an dem Theile der Hammernuss zusammen trifft. Bei einer Verminderung des Druckes auf die Taste wird durch den Repetitionswinkel sofort die Nuss gehoben, so dass der Stösser wieder unter die Nuss einfallen kann“.

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ANTWERPEN 1885 – „Einer der größten Erfolge ist der des Hauses Knake frères aus Münster, dessen Klavier für die Expo-Lotterie erworben wurde. Dieses Haus ist eines der ältesten in Deutschland. Sie erhielt es auf den Ausstellungen von London 1862 und Paris 1867 die höchsten Belohnungen; sie ist im Besitz der vollendetsten Fabrikationsmittel und wendet die größte Sorgfalt bei der Konstruktion ihrer Instrumente an.“ (1)
Die Gebr. Knake erhielten in Antwerpen außerdem eine „wohlverdiente“ Auszeichnung, indem „ihr grosser Flügel vom Staate für eines seiner Conservatorien angekauft wurde. Es spricht diese Bevorzugung mehr als alles Andere für den wohlbegründeten Ruf den dieses deutsche Fabrikat im Auslande geniesst“.

1896 übertrug B. Knake (gest. 1903) das Geschäft seinem Sohne Hermann Knake (geb. 1. Januar 1859). Die Spezialität der Firma war die Produktion von tropenfesten Flügeln und Pianinos; exportiert wurde „nach allen Ländern der Erde.“ 1896 wurde in Münster, „in der besten Lage der Stadt“, Principalmarkt 34, ein zweites großes Verkaufsmagazin eröffnet. Nach dem Brande im Jahre 1899 wurde der Betrieb durch den damaligen und letzten Inhaber Hermann Knake neu aufgebaut. Dazu ließ er sich 1902 aus Leipzig Herrn Max Hanemann kommen, der als Fabrikleiter und Konstrukteur tätig war. Die Leistungsfähigkeit des Betriebes erweiterte sich um etwa 50%; durchschnittlich war die Fabrik mit 80 Arbeitern besetzt. 1904 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Noch vor dem Ersten Weltkrieg wurde der „kleinste symmetrische Flügel, 145 cm, der Welt“ gebaut.

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Patentiert mit der Nummer 173111 wurde der symmetrische Flügel vom August 1904, er ist dadurch gekennzeichnet, dass die zunächst parallel oder nahezu parallel geführten Seitenwände unter Vermeidung jeder Einbuchtung hinten durch eine bogenförmige Wand miteinander verbunden sind, zum Zwecke, eine Verkürzung des Flügels ohne Verminderung des wirksamen Raumes zu erzielen.

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„Ein kleiner symmetrischer Flügel, der trotz seiner minimalen Länge von nur 1,45 m einen großen, vollen Ton von wunderbarer Klangschönheit entwickelt. Bekanntlich ist die körperliche Größe eines Instrumentes in vielen Fällen ein Anschaffungshindernis. Mit diesem zierlich geformten, runden Flügel, der als der kürzeste symmetrische Flügel der Welt bezeichnet ist, hat die Firma die schwierige Aufgabe, bei oder richtiger trotz wesentlicher Beschränkung der bisherigen Größenverhältnisse der Instrumente eine gesteigerte Tonfüller zu erzielen, glänzend gelöst“.
Illustrierte Zeitung vom 5. Sept. 1907.

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Hermann Knake, Vertreter der dritten Generation, starb im Alter von 49 Jahren am 3. September 1908, wenige Monate vor dem 100-jährigen Jubiläum, am 12. Dezember dieses Jahres. Damit verlor die Firma den einzigsten technischen Mitarbeiter. H. Knake hinterließ zwei Söhne, Bernhard, der Chemie studierte und Hermann jun., der im väterlichen Betriebe Klavierbauer lernte. Beide Söhne wurden Opfer des Weltkrieges. Die kaufmännischen Direktoren Oskar Schräder und Wilh. Brenken waren bemüht, die Firma weiterzuführen. Die Witwe, Frau Maria Knake, verlor aber durch den dreifachen Verlust und die Auswirkungen des Krieges ihr Interesse an der Firma. Ihre Vertreter und die kaufm. Direktoren stimmten schließlich 1917 der Liquidierung zu, der seit 1915 nicht mehr produzierenden Fabrik.

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Modelle, Halbfabrikate, Materialien u. a. wurde an andere Pianofabriken veräußert. Das gesamte Fabrikwesen ging erst in Pacht, dann kauften die Herren M. Hanemann und A. Hoffmann (letzterer war auch in der Firma tätig, er starb im Dezember 1937). Zunächst wurde in der Fabrik für militärische Zwecke gearbeitet (Militärwagen), später ausschließlich Fabrikation von Sandalen in großen Umfange und Erweiterung durch Einfügen eines Sägewerkes; immerhin mit etwa 250 Arbeitern. Nach dem Kriege erneute Umstellung auf Aufbau einer o.H. G. „Münstersche Holzindustrie, Hoffmann & Hanemann“. Es wurden qualitativ sehr gute Herren-, Speise- und Schlafzimmer hergestellt. 1922 aber wurde die Fabrik zu Schulzwecken verkauft. Der Name „Gebr. Knake“ wurde von dem Kaufmann Oskar Schräder übernommen und er richtete in der Bahnhofstr. 28 ein Pianomagazin, Pianohandlung ein. „Zwar ist auf diese Weise der Öffentlichkeit der Name Knake in einer Pianohandlung erhalten geblieben, jedoch der Fabrikationszweig des Werkes und dessen Firmierung ist eine andere geworden.“ – 1929 ist in der Bahnhofstr. 28a ein Musikhaus Burkhard, Inhaber Wilhelm Mattusch, nachweisbar, über dessen Vermögen der Konkurs eröffnet wurde. Es ist anzunehmen, daß O. Schräder die Pianohandlung 1926, zur Gründung der neuen Firma „Gebr. Knake“, aufgegeben hat.

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Die Geschichte der weltbekannten Pianofabrik ging allerdings eine kleine Zeit auf eine besondere, eigentümliche Art weiter. 1923 wurde in der Lotharinger Str. 23 – 25 eine Pianofabrik A.-G. „Hanemann & Stollmann“ gegründet (Max Hanemann, ehem. Fabrikleiter der Pianofabrik Gebr. Knake). In dem Gebäude befand sich früher eine Korbwarenfabrik und zu diesem Zeitpunkt „Hochherz Erben“. In den gesamten oberen Räumen war die Pianofortefabrik untergebracht, unter ihr befand sich das Ofen- und Haushaltsgegenstände-Engros-Lager der Firma Radzuhn Nachf. In der Nacht vom 17. zum 18. Juli 1925 brannten alle Fabrik- und Lagergebäude völlig aus. Die Brand- ursache konnte nicht geklärt werden. Ein neues Fabrikgebäude wurde auf der Grevener Str. 165/167 bezogen; neuer Gesellschafter wurde Walter Stollmann. 1926 wurde gemeinsam mit diese Pianofabrik und mit der Pianohandlung „Gebr. Knake“ eine neue „Gebr. Knake Pianofortefabrik GmbH“ gegründet. Unter diesen Namen wurden neue Klaviere hergestellt, Gesellschafter der GmbH war Walter Stollmann. Die neue Firma produzierte 9 Flügel- und 5 Pianomodelle nach eignen Entwürfen. Oskar Schräder brachte ein Teilmodell und das Modell 136 der alten Firma ein. Klavier der neuen „Gebr. Knake Pianofortefabrik GmbH“ wurden mit dem Gründungsjahr 1808 und mit Abbildungen der Auszeichnungen und Werbeschriften der alten Firma versehen. Es entstand der Eindruck, die neuen Klaviere wären von „altbewährter Qualität“. Es kam zu einer gerichtlichen, einstweiligen Verfügung mit dem Ergebnis, daß die neue Firma Abbildungen u. a. der alten Firma nicht verwenden dürfte, da „kein innerer organischer Zusammenhang besteht“. Einzigster Zusammenhang war lediglich die Übernahme von 12 Arbeitern aus der alten Firma, das Teilmodell, das Modell 136 und die Bezeichnung „Gebr. Knake“. 1930 wurde im Handelsregister eingetragen, daß die Firma „Gebr. Knake Pianofortefabrik GmbH“ geändert wurde in „Klavierhandelsgesellschaft mbH“. Es ist anzunehmen, daß Klaviere der „neuen“ Firma lediglich bis 1930 hergestellt wurden. 1934 starb Walter Stollmann. Im Oktober 1939 wurde im Handelsregister eingetragen: Firma „Klavierhandelsgesellschaft mbH“ ist nach beendeter Liquidation erloschen.

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Quelle:
(1) lieveverbeeck
Bilder privat, besten Dank für die Bereitstellung