Sprunck, Friedrich

Pianofabrik in Hettstädt, 1839 – 1926

Hettstedt, eine Stadt im östlichen Harzvorland im Landkreis Mansfeld-Südharz, Sachsen-Anhalt, etwa 40 km nordwestlich von Halle. Die Stadt ist bekannt für den früheren Kupferbergbau und eine noch heute bedeutende Nichteisen-Metallurgie. (Wikipedia).
Eine Sehenswürdigkeit unter anderem ist der Kupfer-Marktplatz. Das Klavierbauerherz könnte höher schlagen, wenn kupfer-umsponnene Basssaiten hier erworben werden könnten. Und wenn es die nicht gibt wäre der Klavierbauer auch mit einem von der Stadtbrauerei gebrauten „Zapfenbier“ zufrieden.
In der Amtszeit des Herrn Bürgermeisters G. Kersten wurde 1839 die Pianofabrik gegründet.

Erste Nachweise finden sich in dem amtlicher Bericht über die Allgemeine Deutsche Gewerbe-Ausstellung 1844 in Berlin zur Firma Fr. Sprunck, welche „… ein Pianino und ein Flügel, Preis 200 und 300 Thlr. ausgestellt hatten. Beide Instrumente zeugen von Fleiss und dem Bestreben, sich dem Besseren anzuschliessen; die Preise sind mässig, so dass beide Leistungen wohl der Beachtung werth sind“.
Ab 1857 exportierte Sprunck seine Instrumente als erster in Deutschland nach Argentinien.

Sprunck
(1)

„In das Gesellschaftsregister des Kgl. Amtsgerichts zu Eisleben ist zufolge Verfügung vom 27. November 1888 die Gesellschaftsfirma Fr. Sprunck mit dem Sitze in Hettstedt am Harz eingetragen worden. Die Gesellschafter sind a. der Generalkonsul und Pianofabrikant Friedrich Richard Sprunck zu Hettstedt; b. der Kaufmann Oskar Gustav Richard Sprunck zu Buenos-Aires. Die Gesellschaft hat am 27. März begonnen“.
Anm: „Das Generalkonsulat erfüllt grundsätzlich keine diplomatischen Aufgaben, sondern nimmt in dem ihm zugewiesenen Amtsbezirk in erster Linie die Interessen der Bürger des Entsendestaates im Empfangsstaat wahr“, (Wikipedia). – also eine ranghöhere Auslandsvertretung.

In den Weltadressbüchern der Musikinstrumenten-Industrie ist die Filiale in Buenos Aires angezeigt,
1903:

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und 1912:

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Am 50. Gedenktag (1894) der Ersten Allgemeinen Gewerbeausstellung 1844 in Berlin wurde natürlich auch der Firma Fr. Sprunck gedacht: „Wir können es uns nicht versagen, die Namen der anderen Aussteller aufzuführen. Die meisten sind in dem seither verflossenen halben Jahrhundert zwar verklungen, aber sicherlich wecken sie in manchem unserer Leser Erinnerungen; manche der damals im Zeughaus wetteifernden Firmen bestehen jedoch noch heute. Außer den schon Genannten hatten noch Flügel ausgestellt: … Fr. Sprunck in Hettstedt, …“
„In das Handelsregister wurden am 8 d. M. (1901) als Inhaber der offenen Handelsgesellschaft … eingetragen: 1. Frau General-Konsul Gertrud Sprunck, geb. Rothmann, 2. Friedrich Oskar Sprunck, 3. Carl Friedrich Sprunck, 4. Richard Wilhelm Sprunck zu Hettstedt. Zur Vertretung ist nur die zu 1. Genannte ermächtigt“.

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Richard Weidenhagen, „welcher 8 Jahre lang für das Sprunksche Pianoforte-Importgeschäft in Argentinien, Chile, Uruguay und Paraguay als Stimmer und Reparateur reiste, hat am 1. Januar 1904 die im Jahre 1839 gegründete Pianofortefabrik von Fr. Sprunck in Hettstedt a. Harz für eigene Rechnung übernommen und führt dieselbe unter seinem Namen weiter“.

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1913 sind Frau General-Konsul Gertrud Sprunck und Karl Friedrich Sprunck aus der Gesellschaft ausgeschieden.
Treue Mitarbeiter, – beachtenswert! Nach 51 Jahre ununterbrochen in der Firma starb 1915 der treue Zusammensetzer Wilhelm Schwennicke.

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Der Erste Weltkrieg zeichnete die tapferen deutschen Krieger aus. „Der Pianofortefabrikant Richard Sprunck … der zurzeit bei einem Reserve-Infanterie-Regiment im Westen steht, wurde infolge hervorragender Tapferkeit bei einem englischen Angriff an der Somme zum Unteroffizier befördert“. Zwei Jahre später folgte die nächste Beförderung des inzwischen zum Vizefeldwebel beförderten Richard Sprunck zum „Leutnant d. R. befördert“.

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Die offene Handelsgesellschaft wurde 1923 durch den Tod des „Gesellschafter Richard Sprunck aufgelöst. Der jetzige alleinige Firmeninhaber, Kaufmann Friedrich Sprunck in Berlin-Lichterfelde, hat dem Geschäftsführer Alwin Naubert in Hettstedt Prokura erteilt“.
Im Weltadressbuch von 1925 ist Sprunck (*) handelsgerichtlich eingetragen, während Weidenhagen mit dem kleinen Fensterchen-Symbol als Laden oder Magazin gekennzeichnet ist:

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Im nächsten Weltadressbuch, 1929, ist das Magazin von Richard Weidenhagen nicht mehr in Neudorf, (inzwischen ein Stadtteil von Hettstedt) sondern – vermutlich sein Nachfolger – Paul Weidenhagen in der Schützenstr. 1, zu finden.
1926 erlosch die Firma.

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Eine kleine Beschreibung eines in Argentinien stehenden Klaviers aus längst vergangener Zeit:
„ … Sie haben Agraffen, schöne Schnitzereien, aber einen nicht besonders haltbaren Stimmstock, er besteht aus einem einzigen Holzblock, gradsaitig, schöne Schnitzereien, Unterdämpfer“.
Seriennummern? Meine Vermutung: Zahlreich sind Instrumente nach Südamerika geliefert worden, mit Instrumenten des deutschsprachigen Raumes dürfte die Gesamtproduktion ca. 30.000 betragen.

Quelle:
(1) Schatzkammer Antik & Trödel in 24220 Flintbek