Otto, Carol

Pianofabrik in Berlin, 1866 – 1930

Ein erster Bericht der Firma Carol Otto über die Colonial-Ausstellung 1883 in Amsterdam:
„… ist mit drei schönen, schwarzen Pianinos vertreten von äußerst sauberer Arbeit, und man muss es bei einer so soliden Waare, auf welche so große Sorgfalt verwandt worden ist, doppelt bedauern, dass die Instrumente so viel durch Wasser gelitten haben. Sie haben vor Unterbringung drei Wochen an der Gracht im Regen gestanden, und trotzdem sie in den Kisten noch in weiche Decken eingepackt waren, ist doch die Nässe eingedrungen. Carol Otto ist in Amsterdam gut vertreten, es dürften kaum andere Instrumente da sein, die stets so fein in Stimmung gehalten werden. Der innere und äussere Bau ist solide und gediegen, die einzelnen Mechaniktheile sind accurat zusammengepasst und die Spielart ist angenehm und bequem. Es sind drei gediegene Instrumente“.

Im 65. Lebensjahr verstarb am 18. März 1906 Herr Carl Otto nach kurzem schweren Leiden.
Er war der Inhaber und Begründer der Firma Carol Otto. Ein Nachruf würdigte sein Schaffen:
„Mit ihm ist aus den Reihen der Fachgenossen wiederum einer jener Männer geschieden, die zu Beginn der zweiten Hälfte des verflossenen Jahrhunderts unter bescheidenen Verhältnissen ihr Geschäft begannen, es aber durch rastlose Tätigkeit bald zu hoher Blüte und Ausdehnung brachten. Zu dem beispiellosen Aufschwunge, den die deutsche Klavierindustrie in den letzten vierzig Jahren genommen, hat der Verblichene auch seinen bescheidenen Teil mit beigetragen. Seine Instrumente gehörten mit zu den Pionieren für das deutsche Klavier auf dem Weltmarkte, dessen Bedürfnisse Otto eingehend studiert hatte und genau kannte“.

Carol Otto

Wer war Carl Otto? Geboren wurde er am 27. November 1841 in Gransee bei Neu-Ruppin … Die ‚Otto’-Pianos, die jetzt in aller Welt verbreitet sind und sich einer großen Beliebtheit erfreuen, haben den guten Ruf des deutschen Klaviers mit stärken und fördern helfen“. […] So wurde Carl Otto bald nach 1870 einer der hauptsächlichsten Pioniere der deutschen Klavierindustrie auf dem Weltmarkte“.

Er wollte eigentlich mit der Flügelfabrikation beginnen und damit auch „das Geschäft weiter“ ausdehnen. Durch ein kurzes, aber schweres Krankenlager wurde er ganz „unerwartet seiner Familie und seiner geschäftlichen Tätigkeit durch den Tod entrissen“.

Im September 1906 drohte im Betrieb ein Streik wegen Lohnforderungen. Er wurde durch „gegenseitige Verständigung vermieden“, den Arbeiter gewährte die Firma „teilweise eine Teuerungszulage“.

1908 erhielt die Firma vom deutschen Reichsamt, Berlin, die „offizielle Urkunde des Diploma d`onore (Ehrendiplom) zugesandt“. Die Urkunde war verbunden mit der goldenen Medaille „für gediegene Leistungen“.
Ein Jahr später folgte eine weitere Anerkennung von der „kgl. italienischen Botschaft“. Das Diplom „als Hoflieferanten S. M. des Königs und J. M. der Königin von Italien“ wurde der Pianofortefabrik überreicht.
Die Hof-Pianofortefabrik erhielt 1911 auf der „Internationalen Ausstellung in Buenos Aires die höchste Auszeichnung, den ‚Grand Prix’ zuerkannt“.

1905
1905

Zum 60jähren Bestehens:
Eine Besonderheit der Otto-Pianos wurde anlässlich des 60. Bestehens der Firma erzählt:
„Eines der ersten Pianos wurde von seinem Erwerber mit nach Südamerika genommen und dort während des Weltkrieges, als große Knappheit an deutschen Pianos herrschte, wieder ‚entdeckt’. Nachdem es instand gesetzt war, wurde es 1917 für 350 Golddollars verkauft“.

In Deutschland waren die Otto-Pianos durch den Export bedingt, eigentlich nur in Fachkreisen bekannt.

1930 – war das Jahr mit vielen Konkursverfahren in der Klavierindustrie. Nach der „Zahlungsstockung“ wurde im Oktober 1930 das Konkursverfahren auch für Carol Otto eröffnet.