Kriebel, Hermann

Pianofortefabrik in Berlin, 1863 – 1937

Von dem Gründer, Gustav Hermann Kriebel, der um 1828 in Seebach geboren wurde, gibt es wenige Nachrichten. Im Weltadreßbuch von 1886 ist „Hermann Kriebel“ in Berlin SO, Oranienstr 23, verzeichnet, mit dem Hinweis: „stellt kreuzsaitige Pianos her“.
Auf der Weltausstellung 1888 in Melbourne war H. Kriebel mit zwei Pianos vertreten. Immerhin stellten 72 deutsche Pianofabriken aus. 1886 in Amsterdam waren (nur) 60 deutsche Aussteller zu finden.
Zur Berliner Gewerbe-Ausstellung 1896 ist im „offiziellen Hauptkatalog“ zu lesen:
„H. Kriebel, Berlin N., […] Pianos in 5 verschiedenen Größen“.
Dazu schrieb der „Berliner Special-Berichterstatter“:
„H. Kriebel, Berlin, Rheinsberger Straße 59, 4 Pianinos in verschiedenen Größen neuester eigener Modelle, welche geschützt sind. Ein Pianino in alt Mahagoni polirt mit reichem Goldgravirungen, auch in der Unterfüllung, in vornehm schlichter Ausstattung. Das Instrument ist ohne Fournire und gänzlich geschraubt fabrizirt für den Export nach Indien, in ganzem Eisenrahmen mit Panzerstimmstock, Mechanik in Eisenstahl und mit Messinghammerleister und Unterdämpfung. Ergiebiger Anschlag und reicher Ton.
Ein Concert-Pianino in Gehäuse von Italiener-Nußholz, mit zu hohem Aufsatz. 7 1/4 Oktave, Unterdämpfung, sehr voller edler Ton, namentlich in der Mittellage und im Bass bei gut präcisem Anschlag.
Ein Pianino, ebenfalls 7 1/4 Oktave, in imitirt Ebenholz mit Goldgravirung, Unterdämpfungs-Mechanik mit Messingkapseln, leichter Anschlag und guter Ton.
Ein Pianino in Nußbaum-Maser mit reicher Goldgravirung, auch in der Unterfüllung. Im Innern ebenso wie das zuerst genannte, und gleichem Anschlag und Ton“.
Hermann Kriebel „ist am Sonnabend den 21. Januar (1905) nach langen, schweren Leiden im 77. Lebensjahre verstorben“. Die Firma „wird in unveränderter Weise von seinem Sohne, dem Pianofortefabrikanten Herrn H. Kriebel, welcher 22 Jahre im väterlichen Geschäfte tätig war, fortgesetzt“.
Hermann jun. Kriebel erkrankte, in die Firma trat 1910 Wilhelm Pepper, „der das Geschäft ohne Aktiven und Passiven übernimmt“.
Nochmaliger Umzug der Firma 1913 nach Neukölln, Harzerstr. 33. In dieser Zeit „verfügte die Firma über ca. 250 qm Arbeitsfläche, die [durch den Umzug]auf annähernd 2000 qm vergrößert wurde“. Seit 1923 wurde die Produktion von Kunstspielapparaten aufgenommen.

Weitere Eintragungen im Handelsregister aus dem Jahre 1919:
„Herr Herm. Kriebel, der frühere Geschäftsinhaber der Firma H. Kriebel, Pianofortefabrik in Berlin, hat in Bad Sachsa (Harz) ein Ladengeschäft für den Verkauf von Flügeln, Pianinos, Musikalien und Musikinstrumente eröffnet.“ Das Geschäft ist 1929 noch nachweisbar.

Eintragung im Handelsregister 1920:
„Der Kaufmann Karl Pepper in Berlin ist in das Geschäft als persönlich haftender Gesellschafter eingetreten. Zur Eingehung von Wechselverbindlichkeiten namens der Gesellschaft sind nur beide Gesellschafter gemeinschaftlich berechtigt.
Im übrigen ist zur Vertretung der Gesellschaft jeder Gesellschafter allein ermächtigt.“
Karl Pepper war der Bruder von Wilhelm Pepper, der seit Ende 1918 in der Firma als kaufmännischer Leiter tätig war. Wiederum wurde die Fabrik vergrößert.
Zum 50. Geburtstag von Karl Pepper am 1. September 1929 war zu lesen:
„Beide Brüder leben im besten Einvernehmens und sind ihren Angestellten und Arbeitern fürsorgliche Chefs; ebenso erfreuen sie sich in Fachkreisen des besten Ansehens“.
Auf der Berliner Phonoschau 1931 stellte die Firma ein Radio-Piano aus, ein Pianino mit eingebautem Radio.
Trotz des o. g. „besten Einvernehmens“ erfolgte 1935 die Trennung der Brüder. Wilhelm Pepper blieb auf der Harzer Straße 33, die Instrumente trugen den Namen „Wilhelm Pepper“ , gegründet 1863.
Sein Bruder Karl Pepper übernahm die Firma C. J. Quandt.
1937 wurde die Firma „H. Kriebel“ im Handelsregister gelöscht.
Insgesamt wurden bis zum Firmenende ca. 23.000 Instrumente hergestellt.