Breitkopf & Härtel

Pianofortefabrik in Leipzig, 1806 – 1872

Die Pianofortefabrik „Breitkopf & Härtel“ in Leipzig feiert ihren 200. Geburtstag. Zunächst ein Rückblick auf die Anfänge des ältesten Musikverlages der Welt.

    • 1719 gründete Bernhard Christoph Breitkopf (1695 – 1777) den Verlag.
    • 1795 übernahm ihn Gottfried Christoph Härtel (1763 – 1827), seitdem firmiert er unter „Breitkopf & Härtel“.
    • 1797 erschien die erste Musikzeitschrift, die „Allgemeine Musikalische Zeitung“ in Deutschland.
    • 1806 begann Gottfried Christoph Härtel mit der Pianoforte-Fabrikation.
    • 1943 wurde die Fabrik durch den Krieg zerstört.
    • 1945 Weiterführung und Neuaufbau in Wiesbaden
    • 1952 Enteignung des Leipziger Stammhause
    • 1991 Rückübertragung
Breitkopf 1840
Ausstellung Dresden 1840 (*1)

In seinem „Lexikon Deutscher Klavierbauer“ schreibt H. Henkel zu „Breitkopf & Härtel“:
„Die Firma gehört zu den bedeutendsten deutschen Pianofortefabriken der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts und ist Gründer der Leipziger Klavierindustrie. Der Musikverlag Breitkopf, 1719 entstanden, führt seit etwa 1760 in Kommission auch Klavierinstrumente und fördert frühzeitig die Einführung von Hammerklavieren. Neben vielen, noch nicht bekannten Marken werden vor allem Wiener Instrumente vertrieben.
Gottfried Christoph Härtel seit dessen Eintritt 1795 wie oben firmiert wird, erweitert das Geschäft zum damals wie im gesamten Jahrhundert bedeutendsten Musikalienverlagsgeschäft der Welt mit eigener Buch- und Steindruckerei, Notenstecherei und Schriftgießerei, er begründet am 6. Okt. 1806 die eigene Pianofortefabrikation. Als erster Facharbeiter wird im Feb. 1807 der aus Wien angeworbene Gottlieb Leithold eingestellt, erst 1808 ein zweiter Klavierbauer. In dieser Zeit werden die halbfertigen Teile aus Wien über Prag bezogen und in Leipzig zusammengesetzt. Am 8. Mai 1807 wird das erste Instrument, ein Flügel in Mahagoni mit 6 Oktaven, fertiggestellt und für 250 Taler nach Reval verkauft. Bis 1813 werden nur 10 Arbeitskräfte beschäftigt, 1827 sind es 33. In diesem Jahre werden Tafelklaviere, Flügel und aufrechte Flügel (Giraffenklaviere) gebaut, erst ab etwa 1835 auch Pianinos. Ab 1840 baut man die Flügel auch mit eigener, patentierter Stoßzungenmechanik. Franz Liszt, Felix Mendelssohn Bartholdy und Siegmund Thalberg äußerten sich nach Konzerten auf einem Breitkopf-Flügel im Leipziger Gewandhaus mit hohem Lob. Die sächsische Gewerbe-Ausstellung Dresden 1845 und die Deutsche Industrie-Ausstellung Leipzig 1850 erbrachten jeweils die Große Goldene Medaille.

Am 22. April 1862 erhält die Firma erneut ein fünfjähriges Patent auf eine eigene Stoßzungenmechanik und zugleich auch »auf eine erweiterte Resonanz für Pianofortes«. 1867 werden nach Bezug eines neuen Fabrikgebäudes in Nürnberger Straße 18 mit 30 bis 35 Mitarbeitern jährlich 80 bis 100 Instrumente gefertigt. Am 21. Juli 1869 wird das 5.000. Instrument und am 1. Mai 1872 das 5.201. Instrument vollendet. Mit diesem Instrument und Tag wird die Klavierproduktion eingestellt, die Firma war der Konkurrenz der spezialisierten Leipziger Betriebe nicht mehr gewachsen. Letzter Faktor der Firma ist Adolph Möricke, ein Bruder des Dichters Eduard Möricke. Unter den Gehilfen, die sich später in Leipzig selbständig machen, sind Johann Gottlieb Irmler, Alexander Bretschneider, August Dolge, Johann Nepomuk Tröndlin und Friedrich Wilhelm Feurich“.Breitkopf Musikal. Zeitung

Zu der oben genannten Musikzeitschrift erschien 1895 in der „ZfI“ ein Artikel im Zusammenhang mit der „Entwicklung des Musikinstrumentenmacher-Gewerbes in Leipzig“:
„Wir dürfen bei Nennung dieser Firma (Breitkopf & Härtel) nicht unerwähnt lassen, die Allgemeine Musikalische Zeitung, deren erste Nummer 1798 (späterhin 1797) im Verlage von Breitkopf & Härtel erschien und die ein halbes Jahrhundert lang über alle Erscheinungen auf dem Gebiete der Musik und über Neuerungen im Instrumentenbaue in mustergiltiger Weise Bericht erstattete“. Diese Zeitung hat sehr viel dazu beigetragen, „Leipzig zum geistigen Mittelpunkte des damaligen Musiklebens zu machen“.

Es folgte ein Auszug aus der Zeitung vom Mai 1803:
„Für den Instrumentenhandel, besonders für den Handel mit Klavierinstrumenten aller Art, scheint sich Leipzig immer mehr zum Mittelpunkt, besonders für das nördliche Deutschland und andere nördliche Länder zu erheben. Nicht wenig Instrumentenmacher bezogen auch diesmal mit Proben ihrer Arbeiten die Messe selbst – vornehmlich inländische, unter welchen sich mancher geschickte Mann befindet. Diese alle aber müssen noch immer bei weitem den Vorrang den Wiener Meistern einräumen. Es sind nie so, in jeder Rücksicht rühmenswerthe Pianofortes in Deutschland verfertigt worden, als in den letzten Jahren von der Familie Stein, von Schanz, Jakesch, Brodmann und Walter in Wien, die immer Hauptcommissionen in Leipzig haben. Unter den Arbeiten anderer Verfertiger von Klavierinstrumenten, die ihre Pianofortes nach Leipzig schicken, verdienen vorzüglich Kessler in Eger, und noch mehr Müller in Wien, in Ansehung des von ihm erfundenen aufgerichteten Klavierinstrumentes, das er Ditanaglassis nennet, und das mit vielen eigenen Vorzügen, des Tones etc., auch so manche der besten Pianofortes verbindet, genannt zu werden. Es waren in dieser Messe ganz vortrefflich gearbeitete Exemplare dieses Instrumentes in der Breitkopf-Härtel’schen Handlung zu kaufen und werden immer da zu kaufen sein“.Breitkopf Klavier

Weiter heißt es in einem Artikel zur „Entwicklung des Musikinstrumentenmacher-Gewerbes in Leipzig“ aus dem Jahr 1895:
„Man sieht aus diesem Berichte, dass das österreichische Klavier damals Alles beherrschte und dass der Klavierbau in Leipzig um das Jahr 1800 völlig darnieder gelegen haben muss. […] Das Jahr 1806 bildet für die Leipziger Pianofortefabrikation den Ausgangspunkt. Gottfried Chr. Härtel, der […] Besitzer der Firma Breitkopf & Härtel, war es, der mitten in der schweren Zeit, die über Deutschland hereingebrochen war, geschulte Arbeiter aus Wien …“ (s. oben Henkel). Ebenfalls 1806 entstand die „Musikalien- und Instrumenten-Handlung von C. A. Klemm“.

Diesen Namen finden wir bis heute in verschiedenen Instrumenten, auch Klavieren.

(1*) Google, Ausstellung 1844 Berlin, V 207